Originaltitel: ALINE

F/Kanada 2020, 124 min
Verleih: Weltkino

Genre: Biographie, Musikfilm, Drama

Darsteller: Valérie Lemercier, Sylvain Marcel

Regie: Valérie Lemercier

Kinostart: 23.12.21

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Aline

J’ai crié ...

Céline Dion ist vermutlich der Inbegriff von Mainstream-Popmusik, mehr als 300 Millionen Tonträger hat sie verkauft, wohl jeder kennt sie irgendwie, und doch gehört die Kanadierin zu den Musikern, deren CDs hektisch hinter der Klassik versteckt werden, wenn sich spontan Besuch ankündigt. Jetzt gibt es einen Film, eine Zusammenraffung des Lebens von Dion, die hier von Céline zu Aline wird.

Nun mag man zu Dion stehen, wie man will – diesen Film hat sie nicht verdient. Er geriet zu einer einzigen Verstörung, losgetreten damit, daß die 56jährige Autorin, Regisseurin und eben auch Hauptdarstellerin Valérie Lemercier die kleine 8- und 12jährige Aline gleich selbst spielt. Mit knochigem Hals, schiefem Mund und infantilem Grinseblick. Damit wird der Fan-Film früh zur Persiflage, Mitspielende mußten wohl auf Kisten steigen, Lemercier selbst auf Knien spielen, der Zuschauer kommt sich vor wie bei Gulliver. Gibt es in Québec keine Kinderdarsteller mehr? Eine von vielen Fragen, die sich der Zuschauer stellen wird, die entscheidende wird sein, warum es diesen Film überhaupt gibt.

Dion ist fraglos eine gute Sängerin, aber sonst? Was ist besonders erzählenswert daran, daß sie als jüngstes Mitglied einer kinderreichen Familie der Sippe Erfolg und Geld in die glanzlose Hütte brachte? Das ließe sich übrigens auch über andere Musiker sagen, Mireille Matthieu zum Beispiel. Aber deswegen gleich einen Film über den Spatz von Avignon drehen? Eben! Dion hat Stimme, aber sie hat nichts Genialisches, ihre Biographie hat nicht die Brüche von Judy Garland, Elton John oder Freddie Mercury. Das weiß auch die Filmemacherin, weshalb sie eher Banales wie die Beziehung Dions zu ihrem wesentlich älteren Manager und späterem Ehemann, deren Fruchtbarkeitsprobleme und ähnlich Triviales thematisiert und boulevardzeitungsgleich etappenbrav aufblättert. Der Film scheitert an der ideenlosen Verbissenheit seiner Regisseurin, an den Posen seiner Darstellerin und an der puren Behauptung von Gefühlen. Interessant gewesen wäre, hätte Lemercier den Umstand vertieft, daß Dion immer fremdbestimmt war, das Zepter hatten stets andere in der Hand: die Brüder, der Ehemann und die dominante Mutter.

Wenn Christophe einst in seinem Schmachtfetzen „Aline“ so inbrünstig sang „J’ai crié, crié. Aline! ... Et j’ai pleuré, pleuré, oh j’avais trop peine“ – dann bleibt einem nur ein verzweifeltes „Moi aussi!“

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.