Originaltitel: BAD MOMS

USA 2016, 100 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Komödie

Darsteller: Mila Kunis, Kristen Bell, Kathryn Hahn, Christina Applegate, Jay Hernandez

Stab:
Regie: Jon Lucas, Scott Moore
Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore

Kinostart: 22.09.16

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Bad Moms

Mütter im Fuck-Off-Modus

Kurze Vorstellungsrunde: Das ist Amy – hat eine Strebertochter und jeweils einen faulen Sohn, Ausbeuterjob und auf erotischen Abwegen krauchenden Gatten. Kiki – verschönert vier Terrorbälgern und einem Macho Man das Heim. Carla – geschiedene Mama, ständig auf Sex aus. Beim alkoholgetränkten Zusammentreffen des geschlauchten Trios kracht’s kräftig, Schluß mit Nachwuchsaufzucht, Bad Moms voraus!

So weit die Handlungsprämisse, welche es drei dankbaren Darstellerinnen erlaubt, vorübergehend richtig die Sau rauszulassen. Es wird gesoffen, im Supermarkt randaliert, vom scharfen Witwer nebenan geträumt; bis zum Kater am nächsten Morgen. Selbiger verschlimmert sich, als Gwendolyn, vollverspießte Vorsitzende des Elternrates, den Damen ihre Aufmerksamkeit zuwendet und diesen Schandfleck weiblichen Wahnsinns auszuradieren gedenkt ...

Späterblühtes Dreigestirn versus regelwütige Ganzkörperverkrampfung – da rappelt’s ordentlich, und zwar echt unterhaltsam, weil es dem HANGOVER-Team gelingt, um den kargen Konflikt eine tragfähige Konstruktion sorgfältig arrangierter Stützpfeiler zu zimmern. Ob Gute-Laune-Soundtrack, Seitenhiebe auf moderne Selbstkasteiungen (das erdnußfreie Erdnußbuttersandwich) oder Amys von Schwindelanfällen heimgesuchter Hund: paßt alles. Zumal jeder komödiantischen Übertriebenheit zum Trotz die Bodenhaftung immer bleibt. Wer kennt sie denn nicht, vor Stolz darauf, die Fortpflanzung absolviert zu haben, mit dem Kinderwagen brutal über den Fußweg walzende Nervmütter? Später rot angelaufene Hektikerinnen, ihrer wörtlich grenzenlos verzogenen Brut schrill nachbrüllend? Schließlich nur fürs Wohl der Sprößlinge lebende Verkniffene?

Gegen solche Existenzmodelle fährt BAD MOMS lässige bis zotige Sprüche auf, schaltet eine, wie gesagt, höchst erfreute Starbesetzung in den Fuck-Off-Modus und schert sich keinen Deut um Konventionen. Ohne dabei zu verleugnen, daß Amy & Co. im nur nominell Schlechten gute Mütter sind, gute Mütter bleiben – und das gern weiterhin dürfen, auf sich besonnen.

Den lockeren Spaß und adäquaten Ton mindert allein das Ende. Klar waren Problemlösung und Emanzipation überraschungsfrei absehbar, doch eine derartige Verständigungs-Orgie inklusive Tränenfluß und Gwendolyns Motivations-Enthüllung entbehrt des Sinns. Zumal es Augenblicke vorher gleichsam knackig wie ausreichend hieß: „Get Those Tits Up!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...