Originaltitel: BEFORE I WAKE

USA 2015, 97 min
FSK 16
Verleih: Capelight

Genre: Horror, Drama

Darsteller: Kate Bosworth, Jacob Tremblay, Thomas Jane, Annabeth Gish, Dash Mihok

Regie: Mike Flanagan

Kinostart: 10.11.16

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Before I Wake

Bloß nicht einschlafen!

Die Ehe von Jessie und Mark steht dicht am Abgrund, seit Sohn Sean tödlich verunglückte, was wir so zurückhaltend wie möglich und beklemmend wie nötig per Rückblende erleben. Trauer liegt bleiern auf dem Paar, es reift der Entschluß, einem anderen Kind Pflegeeltern zu sein, die Wahl fällt auf Cody, acht Jahre, Waise, niederschmetternde Erfahrungen pflastern seinen kurzen, steinigen Lebensweg.

Da hätten wir also ein Drama, welches sich leider selbst in Ecken drängt, die wenig Platz für Tiefe bieten. Standardsituationen dienen zur Verdeutlichung innerer Konflikte, rasend schmerzender Zerrissenheit, Schlachten gegen eigene Gefühle oder den Partner: Jessie bei der Gruppentherapie. Mark im Vorwurfsmodus. Ein einzelnes Familienfoto darf hängen, die restlichen werden abgenommen. Codys tellergroße Augen, unverdrossene Höflichkeit, Altklugheit. Immerhin entlockt jenes Handlungsuniversum RAUM-Jungdarsteller Jacob Tremblay eine neuerliche Glanzleistung, während Kate Bosworth ihre Jessie geschickt hinter emotionales Milchglas verbannt, die wächserne Fassade nur selten aufbricht – dann allerdings durchaus fesselnd. Thomas Janes Spiel fällt da stark ab, mitten hinein in dicke Musikschichten aus Klavier, Violine und Klagechören.

Nun plötzlich nachfolgenden Horror lockt – natürlich – Cody herbei, der kleine Racker verweigert entschlossen den Schlaf. Als Jessie endlich körperliche Erholung forciert und ihren Zögling medikamentös ausknockt, meint sie das sicher bloß gut; ohne etwas von den schrecklich-fatalen Folgen zu ahnen oder Codys Angst vor einem menschenfressenden Monster ernst zu nehmen. Ein paar unbestritten effektiv inszenierte Szenen später tut sie es schließlich und reift zur ursprungssuchenden Amazone heran. Wie gewohnt mindert die Visualisierung des Grauens indes deutlich dessen Wirkung, CGI macht das nicht besser – Horrorfilm-Regeln Nummer 1 & 2.

Wenn der Verleih zu Vergleichszwecken DER BABADOOK oder MAMA aufruft, liegt das Fazit gleich deutlich umrissen auf der hohlen Hand: BEFORE I WAKE schließt sich nahtlos einer Reihe ganz ähnlich gestrickter Gruseleien an, sämtlich mit lebensbedrohten Kindern plus arschtrittbereiten (Zieh-)Müttern, teilweise ansprechend gemimt, darüber hinaus jedoch weder erschütternd schlecht noch herausragend toll, sondern ordentlicher Durchschnitt und bald recht spurlos aus der Erinnerung geflohen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...