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Black Death

Mr. Smith und das Mittelalter

Auch das 14. Jahrhundert war eines von denen, die weniger gut liefen. Hungersnöte, Glaubenskrisen, Kriege in einer Dimension, die in jüngerer Vergangenheit, genauer gesagt im ja wahrlich auch nicht so erfreulichen 20. Jahrhundert, die amerikanische Historikerin Barbara Tuchman legitimierte, ihren zum Bestseller gewordenen Abriß jener spätmittelalterlichen Epoche „Der ferne Spiegel“ zu benennen. Ein Horror-Jahrhundert reflektiert im anderen.

Ein Horror-Regisseur blickte nun noch einmal in diesen fernen Spiegel. Und fand dort natürlich so einiges Stimulierendes. Für einen Horror-Regisseur wie Christopher Smith. Das geht schon beim Titel los. Denn was das 14. Jahrhundert vor allem auch definierte, war die Pest. Der Schwarze Tod, der Europa in apokalyptischen Ausmaßen heimsuchte. Und natürlich läßt es sich Smith nicht nehmen, diese Apokalypse noch einmal lustvoll auferstehen zu lassen. Was da in den ersten Filmminuten so ganz naturalistisch an Pestbeulen-Leichen aufgefahren wird, ist beachtlich. Eine Todes-Ouvertüre, die einen durchaus gut einstimmt auf das, was dann folgt.

Auch in England tobt die Pest. Außer in jenem sagenhaften Dorf, das davon auf geheimnisvolle Weise verschont bleibt. Ein Dorf, versteckt hinter Sümpfen in tiefen Wäldern. Ein Ort der Verheißung. Eine Enklave der Normalität. Der Klerus wittert Teufelswerk und schickt eine Gruppe Kirchenritter, der Sache auf den Grund zu gehen. Begleitet wird der Rauhbeintrupp vom jungen Mönch Osmund. Nicht nur für ihn wird diese Reise eine ins Herz der Finsternis.

Und ja, diese Reise, die vornehmlich in Sachsen und Sachsen-Anhalt bebildert wurde, also dort, wo eben noch 14. Jahrhundert herrscht, zumindest in der Anmutung einiger Orte, diese Reise hat durchaus ihren Reiz. Smith, der nach dem dämlichen Erstling (CREEP) zu überzeugen wußtt (SEVERANCE, TRIANGLE), inszeniert düster, dreckig, brachial und blutig. Und auch das dazu gereichte Philosophieren über Gut und Böse, rechten und falschen Glauben, über Menschenwerk und des Teufels Beitrag dazu, hörte man schon einfältiger. Soweit alles okay.

Das Manko nun liegt in der Inszenierung der Kämpfe – also beim Salz in der Suppe eines jeden Ritterabenteuers. Handkamera-Gewackel, Schluderschnitte, altbackene Choreographien. Smith, der Gewalt-Freak, der durchaus telegen zeigen kann, wie ein böser, heutiger Schlitzer sein Opfer tranchiert, versagt beim spätmittelalterlichen Gekloppe, beim Mann gegen Mann. Bezeichnend?

Originaltitel: BLACK DEATH

D/GB 2009, 102 min
Verleih: Wild Bunch

Genre: Action, Horror, Historie

Darsteller: Sean Bean, Eddie Redmayne, Carice van Houten Carice van Houten

Regie: Christopher Smith

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.