D 2008, 90 min
Verleih: Concorde

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Peter Schamoni
Stimmen: Mario Adorf

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Botero – Geboren in Medellin

Weihrauch auf einen Künstler

Man mag ja von Fernando Botero halten, was man will. Sind seine in Form von Skulpturen und auf Bildern festgehaltenen, voluminös überbetonten Menschen, Tiere oder Gegenstände nun "sinnlich", wie der Meister nicht müde wird zu betonen? Oder, so die Meinung einiger Gegner, doch eher geradezu obszön verformt? Fest steht: Botero hat Weltruhm erlangt. Grund genug, ihm ein Kino-Porträt zu widmen.

Und wie in vielen Kreativen dürfte auch in Botero ein widersprüchlicher Charakter, ein zu ergründendes Unikum, schlummern, dem man nur zu gern auf die Spur kommen will. Allerdings bleibt dies eine vage Vermutung, weil das nominelle Genie nicht hinter seine Fassade blicken läßt, sondern meistenteils nur zum Eigenlob neigt. Da ist beispielsweise von "... äußerst feiner Ausarbeitung meiner Werke" die Rede, und wenn Botero Kritik übt, dann nie am eigenen Stil. Immer stehen moderne Maler in der Schußlinie, die dieses oder jenes nicht (mehr) beherrschen, ganz im Gegensatz zum Porträtierten natürlich, der so weitschweifig wie oberlehrerhaft – böse Zungen nennen das altersstarrsinnig – seine Arbeitsweisen predigt. Passend dazu gibt es seitens des Regisseurs keinerlei relativierende Nachfragen, er hält ehrfürchtig bloß drauf und springt quer durch die Welt von Triumph zu Triumph.

Die Off-Übersetzung, gesprochen von Mario Adorf, gefällt dabei zwar durch ihre Dynamik und Professionalität, weist aber manchmal Lücken auf. Wer des Englischen nicht mächtig ist, bleibt eben außen vor. Interessanterweise betreffen diese Leerläufe stets Aussagen zu Hintergründen, Zeitgeschehen oder anderen Personen, Anmerkungen also, welche zur wohltuenden Abwechslung mal nicht mit "Ich habe/mache/male ..." beginnen. Ein weiteres Indiz dafür, daß hier einem Quasi-Götzen mit aller Macht das Forum geboten werden soll, sich selbst darzustellen. Was den Charakter einer Dokumentation schon arg in Frage stellt.

Letztlich disqualifiziert sich Botero jedoch auch privat selbst: Einen Menschen spannend zu finden, der Stierkämpfe als "faszinierend" bezeichnet, fällt bei allem Respekt extrem schwer. Gleiches gilt für diesen Film nicht nur dann, wenn er unter dem künstlerischen Deckmäntelchen analog dazu minutenlang in Aufnahmen aus der Arena schwelgt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...