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Brothers Bloom

Über Bluffs und Coups

Regisseur und Autor Rian Johnson bewies schon in seinem Langfilmdebüt BRICK seine diebische Freude am Spiel mit den Genres, führte dort die scheinbar schwer zu vereinbarenden Gattungen Film noir und High-School-Movie zusammen. In seinem neuen Werk mischt Johnson nun erneut die Etiketten und wartet in BROTHERS BLOOM mit einer schrägen Mixtur aus Gaunerkomödie, Liebesdrama und Abenteuerfilm auf.

Die Brüder Stephen und Bloom sind schon seit ihrer Kindheit als Trickbetrüger ein eingespieltes Team und landen mit perfektem Rollenspiel und raffinierter Planung einen großen Coup nach dem anderen. Das Familienunternehmen scheint bedroht, als Bloom vom Vorgeben falscher Identitäten und dem Hereinlegen reicher Menschen die Nase voll hat und aussteigen will. Doch Stephen hat seinen Bruder schon des Öfteren der eigenen Kunst abschwören gehört und schafft es, seinen ausgebrannten Blutsverwandten zu einem letzten Kapitel in ihrer erfolgsgespickten Gaunerchronik zu überreden: Eine schrullige Millionärin soll um ihr Vermögen erleichtert werden, und Stephen braucht Bloom als Liebeslockvogel. Nach den Genregesetzmäßigkeiten verliebt sich Bloom natürlich prompt in Penelope, das wohlhabende Opfer, was die Grenzen zwischen Spiel und Ernst bald zunehmend verschwimmen läßt …

In seinem stylishen Look, in dem klassischer Chic der 30er auf die Überdreht- und Buntheit der 70er trifft, erinnert BROTHERS BLOOM stark an die Filme eines Wes Anderson. Ein weiterer lohnenswerter Hingucker neben Kostüm und Kulissen sind die Darsteller. Vor allem Rachel Weisz und Mark Ruffalo spielen großartig und gehen in ihren Rollen wunderbar auf. Adrien Brody tut sein Bestes, hat es allerdings nicht leicht: Zu selbstmitleidig und verkopft ist seine Rolle angelegt, zu schwer kommt man als Zuschauer an diese Figur heran.

Darüber hinaus schlägt der Plot so viele Haken, daß man am Ende mit dem Plan der Brüder kaum noch mitkommt, und es einem auch irgendwie egal wird, ob er denn gelingen kann. Optisch und vom Schauspiel zum großen Teil ein Genuß, vermag Johnsons Zweitling leider nicht so recht mitzureißen und verschenkt Momente, die groß hätten sein können. So fühlt man sich am Ende des Films eher, als hätte man gerade einen großen Bluff statt des großen Coups erlebt.

Originaltitel: THE BROTHERS BLOOM

USA 2008, 113 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Komödie, Action, Krimi

Darsteller: Adrien Brody, Mark Ruffalo, Rachel Weisz, Maximilian Schell, Rinku Kikuchi, Robbie Coltrane

Stab:
Regie: Rian Johnson
Drehbuch: Rian Johnson

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...