D 2021, 105 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Martina Hill, Wotan Wilke Möhring

Regie: Laura Lackmann

Kinostart: 26.01.23

4 Bewertungen

Caveman

Der hat ja sooo ’nen Barth!

Ein rechtes Phänomen, das One-Man-Bühnenstück „Caveman“ uraufgeführt 1991 in den USA, hierzulande seit 2000 zu sehen (im Haus Leipzig übrigens demnächst am 28.1. und dann wieder im Januar 2024). Ein spaßeshalber unternommener Streifzug durchs Gästebuch der offiziellen Website zerrt investigativ Angehauchtes aus der humorigen Höhle, so wundert sich ein Herr namens Dave: „Warum müssen Frauen bei jeder Gelegenheit immer kreischen, bis man(n) taub ist?“ Und: „Warum pinkeln Frauen immer im Rudel?“ Höhöhö! Der Dave hat’s kraß drauf, der stellt die heißen Fragen!

Ganz im Geiste Rob Beckers, dessen – wir erwähnten es bereits – Soloprogramm nun verfilmt wurde. Dankenswerterweise nicht als abgefilmte Stand-up-Laberei, es findet eine Übersetzung in Figuren statt, und das erstaunlich gut gelungen: Regisseurin und Manchmal-Bilderzauberin Laura Lackmann läßt hübsche visuelle Spielereien aus dem Zylinder, bricht dabei – natürlich – auch häufig die Vierte Wand. Nur die Komik ist seit 1991 von jeglichen Aufbruchsattacken unbeeindruckt mehr oder weniger grundstabil geblieben. Mario Barth verdient damit bekanntlich seinen Lebensunterhalt.

Unser hiesiger Antiheld Bobby täte es gern genauso, vegetiert als demotivierter Autoverkäufer aber aktuell am unteren Ende der Comedy-Karriereleiter. Ob sich mit Ulk à la „Frauen sind nix für Feiglinge!“ daran was ändert? Unvorstellbar eigentlich, andererseits … siehe oben, Barth und so. Jedenfalls lädt ihn eines gloriosen Tages Thomas Hermanns persönlich zum Openmic-Abend und spricht vorab hilfreich salbungsvoll-warme Worte. Folglich kann nix schiefgehen. Außer, daß sich Robs bessere Hälfte Claudia direkt vor dem Auftritt von ihm trennt. Und da steht er jetzt, der arme Tor, und referiert über das konsequente Scheitern des Mannes (= Jäger) dabei, die Frau (= Sammlerin) zu begreifen, am Beispiel der eigenen Beziehung. Rückblenden in der Rückblende inklusive, dazu szenenweise aufgescheuchte Prominenz, darunter Guido Maria Kretschmer (hat zum Glück nie eine Schauspielkarriere ins Auge gefaßt), Jürgen Vogel (verheizt, immerhin oben ohne) oder „Caveman“-Regisseurin Esther Schweins (sagt einen einsamen Satz). Martina Hill wähnt sich währenddem in einem überlangen „Knallerfrauen“-Sketch, und Wotan Wilke Möhring schleppt heftig lispelnd ständig einen kleinen Köter rum. Wie gellte einst Barbara Schöneberger zur besten Sendezeit einem nachhaltig verstörten Morten Harket zu: „That’s German Humor!“

Der hier antritt, weltweit herzhaft begrölte Geschlechterjokes – das Stück gibt’s in über 15 Sprachen – zu bestärken. Dave wird’s voll abfeiern, noch gestähltere Barth-Jünger fühlen sich zwar vom Steinzeitalter der Gags sofort abgeholt, trotzdem ist’s insgesamt vermutlich zu komplex. Weil Lackmann sich entgegen aller inhaltlichen Banalität erdreistet, etwas Sympathieähnliches für ihre Figuren aufzubringen, sie nicht für den billigen Effekt komplett plattzudreschen. Weswegen die zwischendrin tatsächlich treffenden Witze rein gar nichts mit Frau-Mann-Gedöns zu tun haben, sich um gleichermaßen sauteure und höllisch unpraktikable Möbel oder liebenswertes Spinnertum drehen; Stichwort „30jähriges Bonbon“ …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...