Originaltitel: DAN IN REAL LIFE

USA 2008, 98 min
Verleih: Concorde

Genre: Komödie, Liebe

Darsteller: Steve Carell, Juliette Binoche, Dane Cook, Dianne Wiest

Stab:
Regie: Peter Hedges
Drehbuch: Peter Hedges

Kinostart: 20.03.08

Noch keine Bewertung

Dan – Mitten im Leben

Herzenswarmes über einen Neuanfang

Gebt diesem Film eine Chance! Auch wenn er es sich selbst nicht leicht macht - mit seinem lieblos ins Deutsche übersetzten Titel, einem Hauptdarsteller mit Hang zur Überzeichnung und einer Geschichte, bei der das komödiantische Reißbrett deutlich durchschimmert, läßt die zweite Regiearbeit des amerikanischen Drehbuchautors Peter Hedges zunächst kaum ein cineastisches Meisterwerk erwarten.

Carell spielt den Witwer Dan Burns, der - obwohl Autor einer typischen Besserwisser-Erziehungs-Kolumne - mit seinen drei halbwüchsigen Töchtern schwer zu kämpfen hat. Sein eigenes (Liebes-)Leben liegt seit dem Tod seiner Frau brach. Das Blatt scheint sich erst zu wenden, als er beim traditionellen Familientreffen auf Rhode Island zufällig eine zauberhafte Französin im Buchladen kennenlernt. Doch Marie ist - so will es der beziehungskomödiantische Zufall - schon vergeben: an niemand anderen als seinen kleinen Bruder Mitch, der sie just an diesem Wochenende der Familie das erste Mal präsentieren will. Aus der Tatsache, daß Dans Traumfrau ihm plötzlich als zukünftige Schwägerin gegenüber steht, gewinnt der Film einen guten Teil seiner Handlung. Natürlich hadert der Moralapostel Dan schwer mit sich, seinem Schicksal und seiner ehernen Ethik. Gibt es sie überhaupt, die Liebe auf den ersten Blick? Soll er, um dem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen, seinen Bruder verletzen? Und was werden seine pubertierenden Töchter sagen, denen er bisher immer predigte, daß Liebe vor allem Zeit braucht?

Es grenzt an ein Wunder, daß aus dieser nicht gerade innovativen Idee dennoch ein runder, sehr humorvoller Film voller Witz und temporeicher Dialoge geworden ist. Mit einem Schauspielerensemble, das vor allem in den Nebenrollen glänzend besetzt ist, einem lakonischen, aber immer ausgesprochen liebevollen Blick auf die Schwächen der Figuren erinnert der Film manches Mal an GILBERT GRAPE und ABOUT A BOY, für die Peter Hedges ebenfalls das Drehbuch schrieb. Hedges gelang nun bei DAN das Kunststück, aus einer eher verquasten Ausgangsidee eine plausible Geschichte voller Herzenswärme zu formen, die den Zuschauer ohne viel Federlesens in ihren Bann schlägt.

Wer die Chance hat, sollte sich den Film übrigens unbedingt im Original anschauen, denn es steht zu befürchten, daß viele der sprachlichen Nuancen die Synchronisation - wie so oft - nicht überleben werden.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.