Originaltitel: L’EMPIRE DES LOUPS

F 2005, 128 min
Verleih: Tobis

Genre: Thriller, Literaturverfilmung

Darsteller: Jean Reno, Arly Jover, Jocelyn Quivrin, Laura Morante

Regie: Chris Nahon

Kinostart: 25.08.05

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Das Imperium der Wölfe

Thrillergeflecht aus Absurdistan

Mumpitz! schießt einem zuerst in den Kopf, wenn man sich knapp über den Plot des im Pariser Dauerregen angesiedelten Films informiert. Doch das wäre etwas fehlverurteilt, zumindest zu früh. Denn in der ersten Hälfte dieser Jean-Christophe-Grangé-Adaption wird ein gehöriges Maß an Spannung, falschen Fährten, beunruhigenden Finten und schaurigem Suspense geboten, wie man es von einem zumindest handwerklich ordentlichen Serienkillerthriller erwarten kann.

Schon drei Frauen wurden aus der schlammigen Seine gezogen, alle drei bestialisch zugerichtet, alle drei rothaarig. Vom Typ her allesamt wie Anna, eine junge Frau aus der Pariser Oberschicht. Die ist zwar noch recht vital, hat aber ganz andere Sorgen: sie leidet an argem Gedächtnisschwund und erkennt auf der Psychocouch, die man hier in einem Fritz Langschen Forschungslabor aufgestellt hat, auf grobkörnigen Clips gar ihren eigenen Mann nicht mehr. Plötzlich steht ein fieser türkischer Geheimbund, die Grauen Wölfe, im Zentrum des Geschehens ...

Und damit verläßt der Clipregisseur Nahon den sicheren Pfad des Thrillers und opfert seine Geschichte einem schon recht wüst anmutenden Geflecht aus Kriegereien der Türkenmafia, putzigem Gehirnwäsche-Nonsens, Identitätentausch und dem üblichen, todzitierten Konflikt zwischen ermittelndem Jung- und Altbullen. Letzterer wird wie meist mit hängenden Lidern vom dauernuschelnden Jean Reno in einer müden Blondhaar-Performance durchgezogen. Wenn man dem kruden Märchen aus dem vornehmlich von Türken bewohnten Stadtteil Sentier auch nur ein Quentchen glauben darf, dann sieht’s für den Anschluß an die EU aber ganz böse aus ...

Schließlich traut sich Nahon gar an den Bosporus, um ein derbes Finale zu inszenieren, an dessen Trashfaktor sich noch nicht mal Steven Seagal verschenkt hätte. Aber Lichtblicke gibt’s dennoch: so sind alle 128 Minuten irgendwann einmal zu Ende, und in den wenigen Momenten des recht forschen Drehbuchs, in denen die so beeindruckend stolz alternde Laura Morante auftauchen darf, ist eh alles Quälende vergessen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.