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Der Dieb der Worte

... und die Mühen der Ebenen

Komplexität ist keine Zauberei. Sie ist vielmehr und gerade in den Künsten Ergebnis eines gewissen Hangs zur Tiefe, den sich noch der luftigste Hallodri unter den Wort- und Bildartisten allzu gerne nachsagen läßt. Um dorthin zu kommen, also in die Tiefe, würden Sie und ich mit unserem schmalen geophysikalischen Sachverstand vermutlich graben oder bohren. Das Regieduo Klugman/Sternthal jedoch hat sich ganz im Gegenteil auf das Stapeln verlegt, das Aufeinanderschichten von Erzähl- und Zeitebenen.

Zuunterst geht es um den erfolgreichen Literaten Clay Hammond, der ein Buch über ein Buch geschrieben hat. Darüber entfaltet sich die Geschichte seines Romanhelden Rory Jansen, ein junger New Yorker Schriftsteller, der sich vergeblich um Zutritt zum Literaturbetrieb bemüht und erst mit einem fremden Manuskript den ersehnten Ruhm erntet. Dazwischen dröselt sich das Schicksal eines amerikanischen Soldaten im Paris der 40er Jahre auf, der den Tod seines Kindes und das Zerbrechen seiner Liebe in einer nächtlichen literarischen Verzweiflungstat zu Papier bringt. Das im Zug vergessene Meisterwerk überdauert die Zeiten unentdeckt in einer alten Aktentasche in einem Pariser Antiquitätenladen. Und wie staunt der inzwischen betagte Autor, als er seinen verloren geglaubten Worten nach Jahrzehnten in Jansens Bestseller wiederbegegnet …

Nun also der Film zum Buch über das Buch eines Anderen, der leider zu spät kommt, um als Statement zur Poesie der Textaneignung in hiesige Plagiatsdebatten einzugreifen. Für ihr Regiedebüt haben Klugman und Sternthal, die man bisher eher im Kleingedruckten verschiedener amerikanischer Film- und Serienproduktionen suchen mußte, ganz groß ausgeholt. Dennoch fehlt dem ganzen Hin- und Hergefahre zwischen fiktionalen Ebenen und Kontinenten, zwischen nostalgiefarbenen Rückblenden und Jetztzeitkolorit genau das, was es so laut vernehmbar für sich reklamiert: die Intelligenz. Sie hätte im Weglassen bestanden, in der Fokussierung auf ein dramaturgisches Ziel.

Letzteres darf irgendwo im Problemfeld des literarischen Schöpfungsaktes oder im Zerstörungspotential der Selbstverwirklichung vermutet werden – wenn man sich dazu nach einigen Längen noch aufraffen mag. Natürlich soll einem hier das Attribut „vielschichtig“ auf die Zunge rollen. Aber „umständlich“ ist und bleibt das treffendere Wort.

Originaltitel: THE WORDS

USA 2012, 102 min
FSK 6
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama

Darsteller: Bradley Cooper, Jeremy Irons, Dennis Quaid, Olivia Wilde, Zoe Saldana

Stab:
Regie: Brian Klugman, Lee Sternthal
Drehbuch: Brian Klugman, Lee Sternthal

Kinostart: 23.05.13

[ Sylvia Görke ]