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Der Schatz der weißen Falken

... erweist sich als Juwel des Kinderfilms

Das kleine Mädchen ist verwirrt und weiß nicht, warum der Vater es an diesen fremden Ort gebracht hat. Um jemanden zu besuchen, meint er, und erzählt seiner staunenden Tochter eine Geschichte, die sich 1981 zugetragen hat.

Damals wohnten drei 11jährige Jungen in einem Dorf. Ihr Zusammenhalt war durch nichts zu erschüttern, und so wehrten sie sich auch erfolgreich gegen die Übergriffe einer verfeindeten Gang unter Leitung der schlagkräftig-gefürchteten Marie. Doch es galt, ein Geheimnis zu lüften: Was hatte es mit der Bande "Weiße Falken" auf sich, deren Anführer vor einigen Jahren plötzlich verschwand? Von Marie verfolgt, machten sich die Kumpel auf den Weg, das Rätsel zu lösen, setzten einen Teich unter Strom, gerieten häufig in Lebensgefahr und sahen schließlich wirklich den Tod in seinem ganzen Schrecken. Aber die größte Prüfung stand ihnen noch bevor – sie mußten den Weg zum Erwachsenwerden finden und lernen, daß auch Abschiede Teil des Lebens sind.

Obwohl die Nachwuchsdarsteller mit dem entwaffnenden Ernst ihrer jungen Jahre jegliche persönliche Ähnlichkeit zu den Rollen leugnen ("Ich bin ja kein ärmliches Bauernmädchen!"), spielen sie so natürlich wie überzeugend. Auf ihren schmalen Schultern ruht dieses Werk, und sie tragen es wie erfahrene Profis. Regisseur und Autor Christian Zübert macht es den Kindern aber auch sehr leicht, indem er nicht mit dem Zeigefinger wackelt, sondern seine kleinen Protagonisten absolut ernst nimmt. Erste Liebe, Glück und Schmerz, neue Erfahrungen, Lernprozesse, die Sorgen Heranwachsender – all das wird so spannend wie humorvoll in anspruchsvolle Bilder verpackt und verzichtet zum Glück auf triefige Moral oder unnötige Belehrungen.

Wie stellt das Drehbuch doch einmal so treffend fest? "Der Erwachsene ist an sich ziemlich dumm." Zumindest wäre er es, wenn er sich trotz nicht unbedingter Zugehörigkeit zur Zielgruppe diesen wunderbaren Film entgehen ließe. Denn DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN ähnelt in vielerlei Hinsicht einer Erinnerung an die eigene Kindheit: etwas glorifiziert, manchmal bruchstückhaft, herzzerreißend nostalgisch, oft von Gefühlen durchsetzt, die zu groß sind, sie gänzlich zu erfassen. Und vor allem einfach schön.

D 2005, 92 min
Verleih: Falcom

Genre: Kinderfilm

Darsteller: David Bode, Tamino-Turgay zum Felde, Kevin Köppe, Victoria Scherer, Jannis Niewöhner

Stab:
Regie: Christian Zübert
Drehbuch: Christian Zübert

Kinostart: 20.10.05

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...