Noch keine Bewertung

Der Sohn von Rambow

Von Helden und einer geprüften Freundschaft

Zu den berührendsten Geschichten gehören die über Jungenfreundschaften, von Bündnissen, die auf die Probe gestellt werden, die auf den ersten Blick kaum Chancen haben. Und in dieser Tradition versteht sich auch dieses hinreißende Werk , das die Geschichte von zwei ungleichen Jungen erzählt. Der eine pafft im Schulklo, wirft schon mal im Vorbeigehen Leitern um - natürlich nur, wenn wer oben steht! Die Lehrer diagnostizieren salopp akuten Veitstanz bei dem wilden Lee Carter. Ein anderes, gemäßigteres Kaliber ist Will, aufgewachsen in einem streng gläubigen Haus, ein phantasiebegabtes Kind.

Beiden Jungs fehlt der Vater, Lee wird etwas diktatorisch von seinem großen Bruder "erzogen", Will lebt mit seiner frömmelnden Mutter, die auch noch Mary heißt ... Und dann finden die Kerle zusammen, worauf Will einiges über sich ergehen lassen muß, denn Lee möchte sich zu gern an einem Filmwettbewerb beteiligen und dreht dazu einen ziemlich wilden Stuntfilm, zu dessen Umsetzung er einfach einen flexiblen Charakter wie Will gebrauchen kann. Also saust der Knabe bald durch die Luft, fällt aus Bäumen, stürzt in tiefe Seen - fliegen kann der Junge natürlich nicht, schwimmen noch viel weniger. Blessuren können dem Zwerg nix anhaben, die Bande der Freundschaft sind geknüpft, und damit auf zu höheren Zielen! Die Jungs wollen richtig in Film machen und drehen die Geschichte des Kinohelden Rambo einfach weiter ...

Jawohl, wir sind in den 80ern. Und genau das macht auch den Charme des zutiefst sympathischen Films aus, er spielt mit den Mitteln des Handgemachten, des Unverstellten, des Improvisierten, er erzählt von und im Stil einer Zeit, die zwar bereits hochtechnisiert, aber eben nicht von kompletter Automatisierung lebte. So "analog" agieren die Figuren, so kommt der ganze Film rüber, so klingt auch der Soundtrack, der ganz wunderbare Titel wie Duran Durans "Wild Boys" und Cures "Close To Me" einzuflechten weiß. In eine Geschichte vom Verlust der Unschuld, von der Sehnsucht nach Verständnis und (Be)Achtung. Hier wird ganz treffend in einem Motiv-Mix von Rebellion und unbändiger Kreativität als Flucht und Ventil erzählt.

Und wenn der Mädchen knackende französische Austauschschüler Didier zum Schluß mit kratzender Stimme "Au revoir l’Angleterre" haucht, dann verabschiedet er nicht nur die beeindruckten Jungs, sondern eine komplette Generation. Er schließt das Buch der Kindheit, und das berührt dann doch ungemein.

Originaltitel: SON OF RAMBOW

GB 2007, 95 min
FSK 6
Verleih: Senator

Genre: Erwachsenwerden, Tragikomödie

Darsteller: Bill Milner, Will Poulter

Regie: Garth Jennings

Kinostart: 21.08.08

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.