Originaltitel: ANGELA’S ASHES

Irand/USA 1999, 145 min
Verleih: UIP

Genre: Erwachsenwerden, Literaturverfilmung, Drama

Darsteller: Emily Watson, Robert Carlyle, Joe Breen

Regie: Alan Parker

Kinostart: 02.03.00

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Die Asche meiner Mutter

Aufwühlendes Porträt einer Kindheit

Die Familie des kleinen Frank ist wohl die erste, die Amerika wieder verläßt, um nach Irland zurückzukehren. Große Armut und der Tod der jüngsten Tochter haben den Traum vom gelobten Land des Wohlstandes zerbrechen lassen. Mit dem Geld der Großmutter geht die Reise nach Limerick, in die alte Heimat Angelas. Doch Arbeit, genug zu essen und Hoffnung auf bessere Zeiten gibt es auch hier nicht und Vater Malachy ist zu sehr dem Alkohol ergeben, um seine Familie durchbringen zu können. Und so sterben auch Franks jüngere Brüder.

Frank begleitet seine Mutter Angela auf den Betteltouren durch Sozialeinrichtungen, beim Kohle sammeln auf der Straße und muß immer wieder miterleben, wie sie gedemütigt und abgewiesen wird.

Erschütternd authentisch und ohne rührselige Sozialromantik schildert Parker die resignierte Verzweiflung eines Lebens in lähmender Armut. Aber er sieht die Slums von Limerick nicht durch die Augen eines detailversessenen Irland-Liebhabers, sondern durch die eines Kindes.

Frank, für den Dreck und Hunger Alltag sind, läßt sich nicht entmutigen. Er entdeckt die aufregende Welt des Kinos, die er sich mit dem Geld der geschwänzten Tanzstunden erkauft. Er erfährt, warum das Herz von Jesus brennt. Er lernt, daß die im Hinterhof des großelterlichen Hauses ausgekotzte Kommunions-Oblate nicht unbedingt mit Weihwasser entfernt werden muß.

Als der Vater nach England geht, ist Frank der Mann im Haus und muß das Geld verdienen - für die Familie und für seinen Traum: Amerika, das Land in dem er geboren wurde.

Parkers Adaption des autobiographischen Bestsellers von Frank McCourt fesselt nicht durch plattes Mitleid mit armen, verzweifelten Menschen. Denn mit groben Vereinfachungen gibt sich der Film nicht zufrieden. Die brillant und dicht erzählte Geschichte läßt auch befreiendes Lachen zu und lotet die Grauzonen zwischen Gut und Böse aus: Der Vater ist nicht nur Säufer, sondern auch Träumer. Die aufopfernde Mutter wird auch als passiv und schicksalsergeben gezeigt. Strenge Frömmigkeit ist nicht nur einengendes Regelwerk, sondern gibt Halt.

[ Sylvia Görke ]