D 2000, 88 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Komödie, Schräg

Darsteller: Boris Aljinovic, Jürgen Tarrach, Ilja Richter

Regie: Klaus Krämer

Kinostart: 16.03.00

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Drei Chinesen mit dem Kontrabaß

Gabi muß weg! Rabenschwarze Komödie aus Deutschland

Dropsiger geht’s nicht! Der rehäugige Paul gehört zu den Leuten, die in Clubs gereichtes Konfekt für harmloses Naschwerk halten und außerdem partout nicht mitkriegen, daß die Verlobte es permanent mit anderen Männern treibt. Während unser zartes Paulchen den Einstieg ins Berufsleben narkotisierend mit seinem besten Freund Max feiert, rammelt der Chefredakteur von Gabi, Pauls Freundin, ihr zu Hause das Hirn aus dem Kopf. Wortwörtlich, denn als der in die Jahre gekommene Beck sie in bester Krebsscherenmanier durch die Bude vögelt, stolpert er über die Teppichkante und die gute deutsche Eichenholzkommode sorgt für den letzten Knacks in Gabis Halswirbelgegend. Schöne Scheiße, sagt sich Beck und verschwindet. Völlig zugedröhnt schleppt sich Paul nach Hause und am nächsten Morgen sieht er, daß Gabi irgendwie schon frischer aussah. Er kann sich an nix erinnern und kriegt die große Flatter. Gott sei Dank ist der gute Max Arzt und schon bei klarerem Verstand. Natürlich kann das nicht Paulchen gemacht haben. Wie auch immer: die Olle muß weg. Doch dann klingelt auch schon das Telefon. Gabi sei nicht in der Redaktion erschienen...

Wow, jetzt geht’s richtig los! Der erste Versuch, Gabi in die Kommode zu packen, um sie ordnungsgemäß bei einer Sperrmüllaktion zu entsorgen, scheitert kläglich. Dann kommt Max die Idee mit der Getreidemühle...

Es ist der Hammer, wie routiniert Regiedebütant Krämer diese rabenschwarze Komödie inszeniert. Bei aller Abartigkeit zittert man mit Paul und Max, daß von Gabi nicht viel übrigbleibt. Inbrünstig hofft man, daß die Mühle gerade jetzt nicht den Geist aufgibt, daß der Nachbar Rüdiger, der die bizarre Geräuschkulisse mit einem Ohr am Fußboden verfolgt, nicht mitbekommt, welch solide Arbeit die Jungs in der Wohnung unter ihm verrichten. Krämer hat natürlich auch ein verdammt gutes Händchen bei der Besetzung bewiesen. Boris Aljinovic als schusseliges Paulchen ist einfach herzergreifend unschuldig, "Disco"-Fuzzi Ilja Richter als Beck ein wunderbarer Besetzungscoup und Jürgen Tarrach als Max ist ohnehin unschlagbar. Als er das Badezimmer, von der knochenharten Mahlarbeit schweißüberströmt verläßt und sagt, daß er erst mal was essen müsse, gibt es eh kein Halten mehr. Es ist beeindruckend, daß so entspanntes und wirklich gelungen komisches Kino auch mal aus Deutschland kommt. Scheinbar hat Krämer von den Briten gelernt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.