Originaltitel: ATRAPA LA BANDERA

Spanien 2015, 97 min
FSK 0
Verleih: Paramount

Genre: Computeranimation, Abenteuer, Kinderfilm

Regie: Enrique Gato

Kinostart: 09.06.16

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Einmal Mond und zurück

Rette die Fahne

Kaum zu glauben, daß es sich um einen spanischen Familienfilm handelt, den Enrique Gato mit diesem Weltenretterdrama auf die große Leinwand bringt. Denn amerikanischer könnte seine Handlung nicht sein!

Der 12jährige Mike Goldwing fliegt mit seinem Opa Frank, einem kauzigen pensionierten Astronauten, und seiner Freundin Amy auf den Mond, um die amerikanische Flagge zu retten. Die ist in großer Gefahr, denn der hinterhältige, geldgierige Öl-Milliardär Richard Carson plant ebenfalls eine Weltraummission, um gewissermaßen die von Neil Armstrong und Buzz Aldrin 1969 gesetzten Fußspuren zu verwischen und die erste Mondlandung für sich zu beanspruchen. Nebenbei will er natürlich noch die alleinige Weltmacht erringen.

Mike hat aber noch eine ganz private Mission. Sein Vater, ebenfalls Weltraumfahrer, hat aus ungeklärter Ursache keinen Kontakt mehr zu Großvater Frank, und der Junge will das Familiengeheimnis lüften. Das Ganze passiert mit viel Action, jeder Menge genau umgesetzter technischer Details des Weltraumzirkus und fluffigen Dialogen, wobei die Spaßbesetzung durch ein lustiges Chamäleon namens Igor samt seines nerdigen Besitzers Marty ergänzt wird.

Der Animationsfilm wurde mit verhältnismäßig schmalem Budget produziert und wird in Kritiken dafür gelobt, technisch mit Pixar und Co. mithalten zu können sowie auf der Höhe der heutigen Animationsfilmerzählkunst zu sein. Das hat jedoch herzlich wenig mit Innovation zu tun. Die Figuren sind selbstverständlich niedlich großäugig, haben eine charakterliche Bandbreite, die genau in die Schablone paßt, in die nun mal werdende Helden (Mike), taffe Freundinnen (Amy) und Technikfreaks (Marty) gequetscht werden können, benehmen sich aber ansonsten wie kleine Erwachsene. Die Handlung treibt ohne jegliche Überraschung auf den rührenden Höhepunkt zu – Fahne gerettet, Carson eliminiert, Familie in Umarmung.

Alle verdrücken sich ein paar Tränen, die im Drehbuch ebenfalls genauestens kalkuliert sind, und haben wieder einmal gelernt, wie echter Patriotismus funktioniert. Familienfreundliche Gehirnwäsche eben. Wie passend, daß der Verleih als Werbematerial Ausmalbilder der Hauptfiguren für die Kinder bereithält – mehr Phantasie, als das Vorgezeichnete zu konsumieren, wird in diesem Film nicht verlangt.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...