Originaltitel: EYJAJALLAJÖKULL

F/D 2013, 92 min
FSK 6
Verleih: Universum

Genre: Komödie

Darsteller: Dany Boon, Valérie Bonneton, Denis Ménochet, Albert Delpy

Regie: Alexandre Coffre

Kinostart: 31.07.14

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Eyjafjallajökull

Die Emanzipation des Dany B.

Seit den SCH’TIS zählt Dany Boon ja praktisch zum französischen Filmkulturerbe, und da fällt es auch gar nicht weiter auf, daß er seine Rollengestaltung eigentlich nie wirklich variiert: gutmütig bis an den Rand der Trotteligkeit, dauernd bereit, den Dackelblick aufzusetzen, ein knuffiger Kumpeltyp. Wem das nicht (mehr) reicht, der könnte hier vielleicht mal einen Blick riskieren. Auf eigene Gefahr.

Wir erleben Boon als Alain, Vater einer zukünftigen Braut, welche in Griechenland zu heiraten gedenkt. Alain nimmt den Flieger von Paris, trifft darin aber auf Valérie, seine verhaßte Ex-Gattin und Mutter der Ehewilligen. Nach einigen neckischen Beschimpfungen wird die Verflossene im Klo deponiert, doch dann bricht der titelgebende Vulkan aus. Zwischenlandungsziel München! Mit einem geliehenen Auto macht man sich jetzt zwangsweise gemeinsam auf den Weg und zwischendurch die Hölle heiß, wo es nur geht, 2132 Kilometer lang ...

Der durchaus bekannte feinsinnige französische Humor fliegt hier sogleich zusammen mit Valéries Handy aus dem Fenster, laut und schrill keifen, manipulieren, verletzen einander zwei auf unterschiedliche Art vom Leben Enttäuschte, rüde Verbalattacken führen gar zu physischen Handgreiflichkeiten. Kaum vorstellbar, daß Dany Boon und Kollegin Valérie Bonneton im wahren Leben richtig dicke Freunde sein sollen. Jedenfalls hauen beide mit Lust auf den Putz, wirken dabei zwar bloß höchst selten sympathisch, aber stets ... sagen wir ... einsatzfreudig.

Allerdings wird der Weg irgendwann doch ziemlich lang, auch für den Zuschauer, weil jener Zoff zunehmend zähe Züge zeigt, auflockernde Ideen Mangelware sind, ein von Kindheitstraumata heimgesuchter sowie tendenziell mordlustiger Fanatiker eher nervt, und Vorhersehbarkeiten müde herbeitapsen. Überrascht es ernsthaft, wenn das ehemalige Paar feststellt, wie nahe Haß und kaum verwundene Anziehung in einer Reihe stehen? Genau.

Will heißen: Zur Schadenfreude neigende Besucher klopfen sich wahrscheinlich über anderthalb Stunden hinweg die Schenkel blaufleckig, allen anderen hätte das brachiale Treiben indes als stark gestraffter Kurzfilm ausgereicht. Immerhin schrecken hartgesotten bis kurz vor Schluß Verharrende bei der „grausamen Tötung eines geschützten Tieres in Albanien“ noch mal kurz komödiantisch gekitzelt auf. Es gab sein Leben für die Komik und ruhe in Frieden.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...