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Frauensee

Die Fischerin und ihre Frau

Zoltan Paul entwirft einen klassischen Sommerhausfilm: Die lauen Abende, Landschaft und Wasser als wichtige Sujets, eine Paarkonstellation mit Konflikt, nur weniges spielt außerhalb dieses Settings. Wunderbar! Man denke an Alain Delon und Romy Schneider an ihrem Pool nebst Ex-Geliebtem und seiner bildhübschen Tochter oder an BONJOUR TRISTESSE. Jean Seberg und ihr Casanova-Vater David Niven stürzen gleich mehrere Herzen ins Unglück und ihre ästhetischen Körper in die Wellen.

So ist es auch in Zoltan Pauls Version schön anzusehen, wie Fischersfrau Rosa in ihrem Kahn durch die malerischen, Brandenburgischen Seen gleitet und ihre Netze auswirft. Konfliktpotential gibt es auch genug. Nicht nur, daß Rosa, die wortkarge Arbeiterin, mit der dominanten Architektin Kirsten liiert ist; diese hat sich ein nobles Vorzeigehaus an den See gebaut und lenkt von hier aus mit ihrem Smartphone Geschäfte in Berlin. Auch taucht bald ein junges Pärchen auf, Evi und Olivia, das sich als weiterer Zündstoff für die Beziehung der beiden reiferen Damen entpuppt. Evi flirtet auf Teufel-komm-raus mit Rosa. Außerdem stellt sie zu viele Fragen.

Mit den Beziehungsproblemen beginnen aber auch die des Films. Denn auch wenn wir ahnen, daß der Regisseur diese Vierecksgeschichte leichtfüßig erzählen möchte, mit in der Luft liegenden Spannungen, Wut und Enttäuschungen, schwelend und nicht wirklich ausgesprochen, und mit Dialogen, die mehr andeuten als verraten, so setzt er dieses Anliegen tatsächlich nur in wenigen Sequenzen um. Vor allem der Charakter der Kirsten erscheint oberflächlich inszeniert, beziehungsweise versteht Therese Hämer es nicht, die taffe Busineßfrau und deren Geheimnisse spielerisch auszuloten. Die Dialoge, die in Zusammenarbeit mit den Schauspielerinnen aus Improvisationen entstanden sind, wirken oft belanglos. Kann sein, daß dies meinen soll: Seht her, Frauen unterhalten sich nicht die ganze Zeit tiefsinnig, und auch in lesbischen Beziehungen geht immer eine Holz hacken, wenn es nicht gut läuft.

In einer Sommernacht jedenfalls läßt Zoltan Paul die Vier final zusammenrauschen, und der Alkohol lockert die Zungen. Doch ans Eingemachte geht es auch hier nicht. Die spröde Fischerin verläßt die Szenerie auf ihrem Kahn so bildkompositorisch schön, wie sie gekommen ist.

D 2012, 88 min
FSK 6
Verleih: Salzgeber

Genre: Schwul-Lesbisch, Liebe, Drama

Darsteller: Lea Draeger, Nele Rosetz, Constanze Wächter, Therese Hämer

Regie: Zoltan Paul

Kinostart: 21.03.13

[ Susanne Schulz ]