Originaltitel: BURNT

USA 2015, 102 min
FSK 6
Verleih: Wild Bunch

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Bradley Cooper, Daniel Brühl, Emma Thompson, Omar Sy, Sienna Miller

Regie: John Wells

Kinostart: 03.12.15

1 Bewertung

Im Rausch der Sterne

Bewährung mit dem Kochlöffel

Daß Gott Äpfel und Austern erschaffen hat, ist eine schöne Introduktion in diesen Film, zumal Gott, angenommen, es gäbe ihn doch im Himmel, unterm Kirchendach oder hinter der Herdplatte, nicht zu knapp Dinge ersann, um den Menschen zu proben. Schon deswegen müssen eine Million handgeknackte Austern als Strafe genügen, damit Adam Jones, einstiger Superstar am Pariser Kochkellenhimmel, nach Drogensturz die Schecke packt und gen London reist.

Bei Tony, dem in Adam verguckten Jungen, schlägt er auf und hat allerhand Steilvorlagen, um ihm das Angebot zu machen, dessen Restaurant in höhere Gefilde zu bringen: Thunfisch verbrannt, Blutwurst krustig, Spitzenküche geht anders. Tony wehrt sich, Souschef Michel auch, man kennt sich aus Paris, und da hat Adam verbrannte Erde hinterlassen. Doch der von Koks, Ausrastern und Kopulationsattacken Geläuterte kriegt sie rum, er schleift seine Messer, das Ziel ist ein hehres: Der dritte Stern soll her!

Klar, es gibt beileibe nicht zu wenig Kochfilme, und fies sind sie allemal, weil man Hunger kriegt. Doch IM RAUSCH DER STERNE greift weiter, er taucht tief in das – pardon, plumpes Wortspiel – brodelnde Universum einer Spitzenküche, wo der Irrsinn zu Hause scheint, übergroße Egos in militärischer Strenge regieren. Man staunt dabei nicht schlecht, wie bei derartigem Gebrüll, ständigem Niedermachen Untergebener, bei diesem Gemisch aus Hektik, Hitze und Testosteron überhaupt anständiges Essen rauskommen kann. Und das muß es, ließ sich Adam Jones doch in früheren Ausbrüchen durchaus zum Naseabschneiden hinreißen, nur weil einer den Seeteufel nicht fachgerecht präparierte. Gut, immerhin packte er höchstpersönlich die Nase auf Eis und rief die Ambulanz ...

Der Film selbst ist leichte Unterhaltung und vermittelt dennoch einen Eindruck, mit welchem Ernst, welcher Akribie und körperlicher Anstrengung hier einer seiner Berufung nachgeht. Adam strebt nach einem Team im Geiste Kurosawascher Samurai, und darüber hinaus kann er kaum mit modischem Firlefanz, die alten Pfannen sind die besten, und Bratensaft wird nicht moderner, nur wenn man ihn Jus nennt. Die Schauspieler sind allesamt bestens aufgelegt, und wer Kochfilme partout nicht ausstehen kann, der sollte trotzdem reingehen, allein um Emma Thompsons Mut zum Sack zu honorieren. Die Gute steckt in einem Kleid floraler Stempeltechnik, irgendwo zwischen Eierwärmer und Haute Couture!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.