Originaltitel: JOKER: FOLIE À DEUX

USA 2024, 138 min
FSK 16
Verleih: Warner

Genre: Drama, Thriller, Musical

Darsteller: Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Brendan Gleeson

Regie: Todd Phillips

Kinostart: 03.10.24

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Joker: Folie à deux

Betrug am Clown

Todd Phillips geht auf Konfrontationskurs mit dem Publikum. Weniger eine Fortsetzung als einen Kommentar und eine Verkehrung hat er zu seinem ersten JOKER-Film inszeniert. Der ikonische Batman-Schurke als Mitleidsgestalt: 2019 feierten viele den Mut, inmitten der Superhelden-Industrie ein solches psychologisches Drama auf den Spuren New Hollywoods hinzulegen. Andere witterten darin bösartiges Incel-Kino, faules Martin-Scorsese-Recycling oder einen Aufruf zur Gewalt.

JOKER: FOLIE À DEUX setzt hinter die imaginierte Attacke gegen die neoliberale Hierarchie ein langatmiges Gerichtsdrama, das den ersten Film unter anderen Vorzeichen erneut durchkaut. Mit Gesangsnummern obendrein! Phillips nähert sich dem Musical-Kino, läßt seine malträtierten Figuren zu rauhen Liedvorträgen und Tanznummern ansetzen. Die betonte Künstlichkeit des Musicals korreliert so mit der Frage nach der öffentlichen Maske des Jokers, die zwischen gespaltener Identität und authentischem Ich verhandelt werden soll. Und das Publikum soll eine Watsche erhalten, schließlich ist es damals ebenso der faschistoiden Verführungskraft des Protagonisten, dieser Gewaltphantasie, verfallen.

Das geht als Warnung vor Führergestalten auf, kuscht hier aber zuvorderst vor jenen Moralaposteln, die schon die Zuschauer von Teil 1 für zu blöd hielten, diesen angemessen zu reflektieren. Phillips’ bisweilen betörend grauenerregendes Körpertheater mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga wird so zu trockenem Selbstbespiegelungskino, das die plakativen, aber durchaus treffenden, kritischen Töne des ersten Teils für eine zynische Dekonstruktion seines Antihelden opfert.

[ Janick Nolting ]

Joker: Folie à deux ab heute im Kino in Leipzig