Noch keine Bewertung

Kira

Dogma 7: Liebe im alltäglichen Wahnsinn

Als 1998 DAS FEST die Kinowelt bereicherte, weckte die Idee des Dogma 95 Neugier und Skepsis, mittlerweile wird ihr der Charakter eines Gütesiegels zugeschrieben. Nicht unbegründet, denn obgleich sich die vereinbarten Dogmen auf formelle Aspekte beziehen, zeichneten sich Filme wie MIFUNE oder IDIOTEN durch ihre ungewöhnlichen Qualitäten aus. KIRA, der 7. Film nach dem Dogma-Regelwerk führt die Idee konsequent fort und fügt neue Aspekte hinzu.

Im Gegensatz zu den Vorgängern, die meist auf ein Darstellerensemble bauten, nähert sich Ole Christian Madsens Film hauptsächlich zwei Figuren auf schonungslos intime Art und erzählt die unbequeme Geschichte einer schwierigen Liebe.

Kira kommt aus der Psychiatrie nach Hause zu ihrem Mann Mads und den beiden Söhnen. Mads möchte ihr bei der Rückkehr helfen und bereitet alles für das "ganz normale Leben" einer jungen Familie vor. Ein Leben, dem Kira nicht gewachsen scheint. Schon die "spontane Willkommensparty" überfordert sie. Doch Mads hält am gewohnten Alltag fest und möchte mit Kira wieder die frühere leidenschaftliche Liebe leben. Er reagiert auf das ungewöhnliche Verhalten seiner Frau mit stoischer Ruhe und duldet selbst öffentliche Skandale. Doch als er sie von einem überstürzten One-Night-Stand in der Nachbarstadt abholen muß, kommt es zum Streit. Kira bewältigt den schmalen Grat zwischen unkonventionell und psychotisch einfach nicht, und Mads kann das erhoffte Durchschnittsleben nicht führen, zumindest nicht mit Kira. Werden sie ihre Liebe erhalten können, um ihre ungewöhnliche Beziehung kämpfen?

Was ist verrückt? Wie viel Kraft kostet es, das eigene Leben zu führen und nicht nur Erwartungen Anderer zu erfüllen? Ole Christian Madsen wird sich hüten, eine Antwort zu geben, wirft lieber neue Fragen auf. Er reizt alltägliche Situationen bis ins Unangenehme aus und verliert trotzdem nie unser Interesse an den Figuren. Madsen ist ein verstörender Film gelungen, der Mut macht, das eigene Leben zu leben. Kraftvoll und haarsträubend gut, im wahrsten Sinne des Wortes.

"Sind sie verrückt?" fragt ein Kollege von Mads Kira bei einer Feier. Sie überlegt kurz und antwortet unsicher "Ein bißchen."

Originaltitel: EN KAERLIGHEDSHISTORIE

DK 2000, 92 min
Verleih: Arsenal

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Stine Stengade, Lars Mikkelsen

Stab:
Regie: Ole Christian Madsen
Drehbuch: Ole Christian Madsen

Kinostart: 24.10.02

[ Roman Klink ]