Österreich 2021, 103 min
FSK 16
Verleih: Drop-Out Cinema

Genre: Drama

Darsteller: Franz Rogowski, Susanne Jensen, Monika Hinterhuber

Regie: Peter Brunner

Kinostart: 28.04.22

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Luzifer

Des Teufels Drohnen

„An der Macht stirbt die Welt.“ Wenn dieser Satz in LUZIFER fällt, ist sie schon am Eindringen: die Macht, in die Welt von Maria und Johannes, Mutter und Sohn, die gemeinsam in einer Berghütte in den Alpen leben. Auf größtmöglichen Abstand zu den Menschen bedacht, in enger Symbiose mit der Natur und eingesponnen in einen christlichen Glauben, der in seiner archaisch kruden Entäußerung für aufgeklärte Zeitgenossen mindestens befremdlich sein dürfte.

Es ist auch deshalb geradezu kühn, mit welcher Empathie, wenn nicht Sympathie, Peter Brunners Film dieses Paar beobachtet: die Frau, die geprägt ist von traumatischen Erfahrungen mit Alkohol und Drogen, ihren geistig zurückgebliebenen Sohn, seine Innigkeit, die ihn mit den Tieren in seiner Umgebung verbindet, die Rituale, die den Alltag bestimmen und zu denen auch Johannes´ Litanei gehört. Die Frage nämlich, wo er ist, der Teufel. Er wird sich zeigen. Und das auf ganz eigene Art. Erst mit einer Drohne, die Nachricht aus dem Tal bringt, dann mit einem ganzen Schwarm davon, der wie eine biblische Plage das fragile Gleichgewicht zerfrißt, das Maria und Johannes Halt gibt.

Wofür LUZIFER so beeindruckende wie bedrückende Bilder findet, die Macht des Fortschritts als zerstörerische Okkupation zeigt, die dann auch vor unmittelbarer brutaler Gewalt nicht zurückschrecken wird. Das Gleichnishafte dieser Geschichte nach wahren Begebenheiten verwebt Brunner dabei mit einem intimen Untergangs-Kammerspiel vor grandioser Naturkulisse. Die inszenatorischen Elemente des Horrorfilms werden dem ebenso gerecht wie die stille Intensität, mit der Susanne Jensen und Franz Rogowski ihre sperrigen, befremdlichen Rollen meistern.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.