Originaltitel: MARIA, ILENA ERES DE GRACIA

Kolumbien/USA 2003, 101 min
Verleih: Universum

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Schicksal

Darsteller: Catalina Sandino Moreno, Guillied López, Patricia Rae

Regie: Joshua Marston

Kinostart: 05.05.05

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Maria voll der Gnade

Geschichte eines unbeugsamen Mädchens

Sie schlafen oder starren vor sich hin, die Frauen und Mädchen auf dem morgendlichen Transfer zur Rosenplantage. Nur Maria läßt den Blick schweifen. Aufrecht und stolz meistert die 17jährige ihren Alltag, in dem sie allen Rechenschaft schuldig ist und bei ihrer Mutter den Großteil des spärlichen Lohns abliefert, ja sogar für die Ausgaben ihrer älteren Schwester aufkommt. Als Maria auch noch schwanger wird, steht für sie fest: nichts wie raus hier! Der Job als Maultier ist ihre Chance, das ärmliche Leben in Kolumbien hinter sich zu lassen. Doch der Auftrag ist gefährlich. Als lebendes Drogenpaket wird Maria 62 daumengroße, mit Heroin gefüllte Gummikapseln, die sie geschluckt hat, in die USA einschmuggeln. Geht auch nur eine in ihrem Magen auf, stirbt sie. Schon bei der Ankunft in New York wird sie von der Polizei abgeführt, doch das ist erst der Beginn ihrer Odyssee.

Ein Film wie dieser ist ein Glücksfall. Nach intensiver Recherche entschied der Kalifornier Joshua Marston, nicht das Netzwerk des Drogenkriegs darzustellen, wie es TRAFFIC tat. Ihn interessieren die einfachen Leute, auf deren Rücken er ausgetragen wird. In Ecuador und Kolumbien drehte er die packende Geschichte von Maria, einer jungen Frau, die sich mit störrischer Ruhe ihre Eigenständigkeit erkämpft.

Dabei gelingt ihm die Gratwanderung, zu zeigen, ohne zu werten, und zu berühren ohne zu belehren. Ausgewogene Bilder fangen scheinbar zufällig ein Schicksal ein, das für viele steht. Als eine "Kollegin" den Transport nicht unbeschadet übersteht, wird Maria klar, daß der Traum vom schnell verdienten Geld ein Trugschluß war, doch sie gibt nicht auf. Instinktiv fällt sie Entscheidungen, die sie zwar nicht erlösen, aber am Leben halten.

Die schlichte Synchronisation dämpft stellenweise die dramatische Kraft, und doch erreicht dieses Ausnahmewerk hypnotische Intensität, nicht zuletzt dank der Hauptdarstellerin Catalina Sandino Moreno, die hier ihr eindrucksvolles und preisgekröntes Debüt gibt.

[ Roman Klink ]