Originaltitel: ONLY THE BRAVE

USA 2017, 134 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Action, Drama

Darsteller: Josh Brolin, Miles Teller, Jeff Bridges, Jennifer Connelly

Regie: Joseph Kosinski

Kinostart: 03.05.18

Noch keine Bewertung

No Way Out

Hedenepos der stilleren Töne

Schon mal vom Yarnell Hill Fire oder den Granit Mountain Hotshots gehört? Nicht? Gut. Denn wer jetzt ahnungslos mit den Schultern zuckt, ist auf der sicheren Seite. Und sollte die auf keinen Fall wechseln. Also erst einmal nicht recherchieren! Zumindest nicht, wenn ein Kinobesuch von NO WAY OUT in Erwägung gezogen wird.

Eric Marsh ist Chief einer Feuerwehreinheit in Arizona. Ein alter Hase und knurriger Hund; einer, der weiß, wie Feuer ticken, der Zwiesprache mit den Flammen hält, die er bekämpft, und auch mal – aber nur, wenn es wirklich sein muß – flammende Reden an seine Kameraden. Die will er fit machen für den Sprung aufs Feuerwehrmänner-Elitetreppchen. Zur Hotshot-Einheit sollen seine Mannen werden, und natürlich legen die sich alle mächtig ins Zeug, um dieses Ziel zu erreichen. Hartes Training und Löscheinsätze im gesamten Bundesstaat werden zu einem Alltag, unter dem nicht zuletzt auch bei Eric das Privatleben zunehmend leidet. Doch den verschiedenen Widrigkeiten zum Trotz scheint es, daß alles den richtigen Weg nimmt, sich Probleme lösen und Träume erfüllen. Bis am 28. Juni 2013 Eric und sein Trupp zu einem gewaltigen Waldbrand gerufen werden.

Joseph Kosinkis NO WAY OUT ist fraglos ein Heldenepos. Aber eins der stilleren Töne. Eins, daß sich für die Lebensumstände dieser Männer interessiert und einen sehr speziellen Mikrokosmos schildert, in dem sich über das Porträt des Eric Marsh (Idealbesetzung: Josh Brolin) das Porträt seiner Truppe einfügt. Oder besser: In dem sich, wie aus Erics Perspektive betrachtet, diese Truppe in Schlaglichtskizzen zeigt. Wofür der Film sich angemessen Zeit nimmt. Daß dank dieser Inszenierungshaltung von Eric auch noch ein ausführliches Privatporträt gezeichnet, quasi der Feuerwehr- als Ehemann ins Licht gerückt wird, ist in dramaturgischer Hinsicht somit völlig schlüssig und zugleich für den Erzählrhythmus eine Spur zu viel des Guten. Nicht zuletzt, weil noch ein weiterer Hauptstrang um den einstigen Drogenjunkie und jetzigen Feuerwehrnovizen Brandon ins Geschehen geflochten wurde.

Oder, in diesem Fall, geflochten werden mußte, in Anbetracht des realen Dramas, auf dem dieser Film basiert, und dessen finale Wucht vor allem jene Zuschauer wuchtig erwischen dürfte, die eben nichts von den realen Begebenheiten wissen. Daß der Film dank seiner Emotionalität und Geradlinigkeit plus starker Schauspieler auch für „Wissende“ funktioniert, schließt das freilich nicht aus.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.