Originaltitel: A WALK IN THE WOODS

USA 2015, 98 min
FSK 0
Verleih: Alamode

Genre: Abenteuer, Literaturverfilmung

Darsteller: Robert Redford, Nick Nolte, Emma Thompson

Regie: Ken Kwapis

Kinostart: 15.10.15

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Picknick mit Bären

Bleib am Leben!

Für putzige deutsche Filmtitel können selbst Verleiher manchmal nichts, eben dann, wenn es sich um die Verfilmung eines Bestsellers handelt, und der Buchverlag schon ganze Arbeit geleistet hat, indem er wie hier Bill Brysons sich vor 15 Jahren bestens verkaufendes Buch „A Walk In The Woods“ mit einer an Kinderfilme gemahnenden freien „Titelübersetzung“ verhunzte.

Schwamm drüber, das Buch ist fein, der Film ebenso, das erzählerische Gerüst ist dabei recht knochig, wie es nicht selten wirklich gute, auch ergreifende Geschichten brauchen, um Kopf und Herzen Entfaltung zu bieten. Rente ist nun wirklich nix für einen wie Bryson, ohnehin werden Schriftsteller nicht pensioniert, sie trinken sich zu Tode oder erschießen sich. Oder sie sagen scheinbar lapidare Sätze wie: „I’m Going For A Walk“, um dann alles andere als einen Spaziergang daraus werden zu lassen. Bryson zur Seite gesellt sich ausgerechnet der alte Kumpel Stephen Katz, ein körperliches Wrack, die kräftezehrend überwundene Fuselseligkeit und ein Titanknie sind unübersehbar, und trotzdem gehen die beiden ihn an – den Appalachen Weg. Sportliche 3.500 Kilometer lang! Brysons Frau weiß um den Wahnsinn eines solchen Trips, weshalb sie der Attitüde ihres Mannes, nach der man einen solchen „Ausflug“ ohnehin nicht zu Ende denken kann, ein berührend-lakonisches „Bleib am Leben!“ entgegnet.

Natürlich kennt man den Duktus solcher „Letzter Ausbruch“-Geschichten, aber es ist nun mal so, daß Nostalgie nicht nur der Motor für die beiden alten Käuze ist, sondern auch dem Zuschauer wärmend in die Glieder fährt. Für Bill und Stephen ist der Weg das Ziel, Unstimmigkeiten und Gegensätze werden aufgeknackt, Vorwürfe, Versäumnisse, Eifersüchte und Frotzeleien säumen Bäche und Abhänge. Letztendlich strahlt aber eine tiefe Freundschaft durch, die das Überwinden von Schwäche, das Pfeifen auf die Vorurteile anderer erst ermöglicht. PICKNICK MIT BÄREN schwärmt dabei vom Charme des Unvollkommenen, gerade in unserer Zeit wird alles auf Vollständigkeit geeicht, manche Dinge muß man aber nicht zu Ende bringen!

Toll ist zu sehen, über welch’ komisches Talent der Charakterschädel Redford verfügt, gerade zwischen dem von ihm gegebenen Bill und dessen von der immer starken Emma Thompson gespielten Frau Cathy wird mit pointiertem Witz jongliert, der durchaus Screwball-Qualität hat. Und Nick Nolte in einer derart selbstreferentiellen Rolle als Trinker zu sehen, rührt regelrecht an.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.