D 2011, 113 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Komödie

Darsteller: Matthias Schweighöfer, Alexandra Maria Lara, Detlev Buck, Maximillian Brückner, Milan Peschel, Denis Moschitto

Regie: Detlev Buck

Kinostart: 15.12.11

6 Bewertungen

Rubbeldiekatz

Bei Buck wird wieder gelacht

Das Tempo stimmt, da gibt’s nix zu meckern: Schon der charmante Comicstrip zu Beginn, in dem ein putzig animierter Hund ein eigenwilliges Kätzchen jagt, gibt die Richtung vor, hier soll rasant erzählt werden, komisch ohnehin, so ein bißchen in die Backen kneifend, da sich die vermeintlich Schwächeren gegen die vermeintlich Stärkeren durchsetzen, umgangssprachlich: eine Nase drehen. Solch Ansatz der Gerissenheit wählte der gute Buck auch in seinen ersten Filmen, er war gewissermaßen bei den kleinen Leuten. Und da ist nur schön zu berichten, daß er nach zwei (beeindruckenden) Dramen wieder im Hafen der Komödie ankert und sich erneut zu den sich Durchboxenden gesellt, wenn er dem Schauspieler Alexander Honk zur großen Karriere und wie nebenher zur noch größeren Liebe verhelfen will.

Klar, sieht das heute anders aus als zu KARNIGGELS-Zeiten, weniger ländliches Um-die-Ecke-Schmunzelstück als vielmehr treibendes Großstadtlachkino. Was nicht schlimm ist, aber – das muß gesagt werden – bisweilen etwas glattgebürstet und in wenigen Momenten doch wie Opis Kino aussieht. Wozu die Geschichte ja auch verführt, erinnert sie doch bewußt an Fummeltrinenfilme der 50er. Buck hebelt das mit einiger List aus, indem er Alex allabendlich in „Charleys Tante“ über die Bühne stöckeln läßt. Sein greises Publikum dankt es ihm, und doch will der junge Mann mehr: „Ich bin ein guter Schauspieler, ich bin doch nicht schlecht!“ Jedoch die Rollen sind knapp gesät, wie gut aber, daß Amerikaner so gerne Nazifilme drehen, denn nun schlägt Alex’ Stunde: Aus ihm wird Alexandra, eine zweite weibliche Hauptdarstellerin ist gesucht, wenn die Geschichte einer lesbischen Liebe zwischen einer blonden Nazimaid und einem jüdischen Mädel erzählt werden soll. Am Set trifft Alexandra auf ihren Co-Star – und grübel, grübel, grübel: „Die kenn ich doch!“ Worauf die Antwort folgt: „Die kennt doch jeder!“ Beides stimmt, denn Alexander hatte kurz zuvor die junge Dame abgeschleppt, und sie ist halt der Star, Sarah Voss. Der Groschen fällt, der Klamauk kann sich nun richtig entfalten.

Es gibt etliche tolle Momente, über die man richtig lachen kann: Etwa, wenn Voss unangekündigt nach Hause kommt und ihren Lover beim Fick mit einem schmerzlich blonden Weibchen erwischt, oder wenn Alex im Siegesrausch nach der vermeintlich heißen Nummer zu Sarah meint: „Mensch, was für eine Nacht!“, und sie nicht mehr als ein „Ja, gemütlich!“ übrig hat. Auch die Schauspieler machen ihre Sache gut, Alexandra Maria Lara hat ihre Sternminute mit einigem Mut zur Häßlichkeit, als sie hysterisch heulend das Flugzeug nicht verlassen will, und Matthias Schweighöfer, dieser derzeit omnipräsente Mime, perfektioniert hier seinen fast unschuldigen Lausbubencharme, daß man manchmal Hugh Grant zu erkennen glaubt.

Neben der Reminiszenz an MANCHE MÖGEN’S HEISS („Wir haben alle unsere Geheimnisse“ ist das „Nobody’s Perfect“ der Jetztzeit!) ist RUBBELDIEKATZ manchmal bemüht komisch, mancher Gag verreckt auf der langen Vorbereitungsgeraden. Toll hingegen sind die Film-im-Film-Szenen, wenn in großem Gestus diese verbotene Liebe im Nazidekor erzählt wird. In Erinnerung bleiben auch die berühmten Buckschen One-Liner, Buck Himself im engsitzenden „Ich-bin-der-Manager“-Jackett, die selbstironischen Zitate, wenn es um egomanische Regisseursnieten geht, oder wenn sich Alex’ aufstrebende Brüderbande aufs Büffet stürzt: „Oh geil, Garnelen!“ Gute Kinounterhaltung will RUBBELDIEKATZ sein, das wird auch eingelöst.

Das I-Tüpfelchen des Films jedoch ist ein kleiner und sehr feiner Auftritt eines formidablen Schauspielers: Milan Peschel als schwuler Kostümbildner ist schlicht eine Wucht.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.