D 2018, 107 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Komödie

Darsteller: Justus von Dohnányi, Juliane Köhler, Max Mauff, Sunnyi Melles, Sebastian Bezzel

Regie: Rudi Gaul

Kinostart: 30.08.18

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Safari – Match Me If You Can

Hasch mich, ich bin der Zeitgeist!

Hach, der Krach mit der deutschen Gegenwartskomödie. Einige Leute sagen, es gebe sie hierzulande gar nicht, jene ersehnte unprätentiöse Art, sich dem Jetzt gleichzeitig schwerelos, aber mit akzeptabler gedanklicher Tiefe zuzuwenden. Andere Leute behaupten, daß nur deutsche Schwerblüter auf die Idee kommen, an alles Federleichte gehöre unbedingt ein intellektuelles Bleigewicht. An Rudi Gauls satirisch gemeintem und brachial auf Heutigkeit getrimmtem Fisch-sucht-Fahrrad-Update für eine Welt im Smart-Device-Delirium könnte sich diese Debatte neu entzünden – wenn es einem doch nur lange genug im Gedächtnis bliebe.

Der Versuch einer Rekonstruktion: Es geht um, hach, das Ach mit einer App, die „Safari“ heißt, weil sie die Jagd tatsächlicher oder vorgeblicher Singles nach Sex- beziehungsweise Lebensgefährten technisch erleichtern helfen soll. So erlegt etwa ein falscher Pilot wechselnde Betthäschen, eine gestandene Immobilienmaklerin unbeholfene Rehböcke, ein alleinerziehender Vater potentielle Muttertiere und so weiter. Das Ganze ist, um es freundlich zu sagen, episodisch angelegt. Unfreundlicher müßte man wohl von einem losen Reigen hübscher und weniger hübscher Verpartnerungseinfälle sprechen. Grundsätzlich aber muß man vom Sprechen sprechen.

Aus einem dieser geschlechtsreifen Großstadtmünder läuft etwa folgender Satz heraus: „Fuck, die entfolgen alle.“ Woanders plätschert eine Denkfigur der Philosophin Judith Butler in den Raum, die den mütterlichen Körper als soziales Konstrukt identifiziert. Dazwischen versabbelt sich allerhand Jugend- und Vulgärsprachliches, gerne aus dem Social-Media-, Intim- und Sanitärbereich, dessen Street Credibility angezweifelt werden darf. Man denke nur an die eigene Teenagerzeit und die peinlichen elterlichen Bemühungen, sich dem hausgemachten Alien mit aufgeschnappten Spezialvokabeln anzudienen …

„Andienen“ ist vielleicht das Zauberwort, mit dem sich einem dieser Film erklärt. Gaul will unbedingt den Zeitgeist aus dem Coffee-To-Go-Becher lassen: für ein Publikum, das kaum noch weiß, daß früher (im Sitzen!) aus Porzellan getrunken wurde und Liebe auch vor WLAN stets von gutem Empfang abhing. Und für die Eltern dieses Publikums, die mitsamt ihrem Kopfschütteln über die wischenden Kinder unbedingt mitgenommen werden müssen, damit die Satire funktioniert. Ach so, Musik gibt’s auch.

[ Sylvia Görke ]