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Safe Haven

Überzuckertes im Honiglicht

Mit Lasse Hallström ist das so eine Sache: Als Regisseur reüssiert er mal mit Schmuckstücken, oft mit Solidem, manchmal mit Langweiligem. Hallstöm schafft – und das ist nicht so arrogant gemeint, wie es klingen mag – cineastische Drechselarbeiten eines Kunsthandwerks, in dem oft der Geist einer warmherzigen Menschlichkeit, gern auch mit Lachfältchen um die Augen, die frostigen Unbilden des Lebens in honigfarbenen Happy Ends auftauen läßt. Und ja, es gibt diesbezüglich Ausnahmen (aktuell der Thriller DER HYPNOTISEUR), aber selbst diese Ausnahmen folgen im Kern, in entscheidenden erzählerischen und dramaturgischen Konstellationen, immer auch der Regel.

Nun also SAFE HAVEN, nach DAS LEUCHTEN DER STILLE Hallströms zweite Nicholas-Sparks-Verfilmung. Die führt nach Southport, ein pittoreskes Küstenstädtchen, wo es an allen Ecken und Enden so sauber, sonnig und freundlich aussieht wie im TUI-Katalog. Kein Wunder, daß die blonde Katie hier hängenbleibt. Aus dem Zwischenstation machenden Greyhound-Bus steigt sie eigentlich nur, um sich eine Kleinigkeit zu kaufen – und zwar im pittoresken, sauberen, freundlichen und so weiter Laden von Alex. Der ist all das, was sein Geschäft und sein Heimatort auch ist (okay, außer pittoresk) und zudem Witwer mit süßer Tochter und etwas schwierigerem, da noch am Tod der Mutter schwer kauendem Sohn.

Womit die Ausgangsbasis geschaffen ist. Katie bleibt in Southport und gegenüber dem flugs einsetzenden Werben Alex’ ziemlich zugeknöpft. Keine Angst – nur für 20 Minuten. Aber schließlich hat Katie ja auch ein Geheimnis zu hüten, daß der natürlich an allen Ecken und Enden zu erwartenden Liebesgeschichte samt sich anbahnender Familienneugründung genug dramatische Steine in den Weg legt, um auf die zwei Stunden Handlung zu kommen, die diese altbackene Schmonzette in Küstenkleinstadtkulisse bis zum Finale braucht.

Es sind verdammt lange zwei Stunden. Wie ein Geriatrie-Patient seinen Rollator schiebt Hallström die Handlung vor sich her. Es leuchten Fototapetenbilder, klebrig kleistern Dialoge, und zur Lovestory mixen sich der spannungsfreie Pseudothriller (Katies Geheimnis wegen) und ein Anhauch von Mystery-Mumpitz (Alex’ verstorbener Frau wegen) zur einfältig tränenrührigen Melange. Die dann aber tatsächlich nur eins ist: langweilig.

Originaltitel: SAFE HAVEN

USA 2013, 115 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Literaturverfilmung, Romantik, Drama

Darsteller: Julianne Hough, Josh Duhamel, Cobie Smulders

Regie: Lasse Hallström

Kinostart: 07.03.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.