D 2001, 138 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Poesie, Drama, Liebe

Darsteller: Shawn Ku, Christy Chung, Neelesha BaVora, Tenzin Tashi

Regie: Pan Nalin

Kinostart: 29.08.02

1 Bewertung

Samsara

Liebe + Spiritualität = überlanges Epos

Manche Filme muß man einfach auf großer Leinwand sehen, weil sie sonst eine Beschneidung ihrer visuellen Macht erfahren, der Kraft beraubt werden. Die Geschichte von Tashi zählt dazu. Oder?

Nachdem er drei Jahre einsam meditierte, führen seine Glaubensbrüder den jungen Mönch in des Klosters Schoß zurück und schulen ihn weiter für den Weg zum Endziel Nirwana. Doch langsam erwachen in ihm verbotene Gefühle, welche Zweifel an der vorbestimmten Existenz, speziell dem Zölibat, hervorrufen. Ganz prekär wird seine Situation, als er die hübsche Pema trifft. Tashi wird sich verlieben, das Kloster verlassen, den lichten Engel heiraten, die Schönheit des Lebens kennenlernen, letztlich aber am ungewohnten Dasein scheitern und schließlich vor der Entscheidung stehen, ob er zu Pema oder den Mönchen gehört.

Angesichts der recht üppigen Laufzeit offensichtlich keine ausufernde Handlung. Tatsächlich nimmt sich der Regisseur viel Zeit zum Erzählen, was hervorragend funktioniert, sogar einen regelrechten Sog entfacht, wenn er die vorsichtige Annäherung der beiden Hauptfiguren beschreibt – die neugierige Unsicherheit, das verlangende Entdecken mit dem Wissen, Verbotenes zu tun. Doch darüber hinaus drängt sich oftmals die Empfindung auf, einer Bundestagsdebatte beizuwohnen: Über schier endlose Strecken hinweg wird nichts wirklich Gehaltvolles gesagt oder getan, wirkt alles unheimlich zäh. Wenigstens ist die Langeweile reich illustriert. Der Soundtrack kommt gleichfalls höchst zwiespältig daher – manchmal unterstützt die Musik perfekt den meditativen Charakter der Bilder, teilweise ist sie indessen derart folternd, daß man jeden Augenblick aus den (eigenen) Ohren sprudelndes Blut erwartet.

Ja, einige Filme gehören unbedingt ins Kino. Hier aber wird man das bohrende Gefühl nicht los, "Samsara – Der Bildband" hätte es eigentlich auch getan. Auf seiner ersten Seite eine einleitende Erkenntnis, welche sich hier zum vor Emotion sprühenden, dennoch wohltuend unsentimentalen Schluß wieder einmal bewahrheitet: Frauen sind vielleicht nicht immer die besseren, aber sehr wohl die stärkeren Menschen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...