Originaltitel: SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK

Kanada/USA 2019, 107 min
FSK 16
Verleih: Entertainment One

Genre: Comicverfilmung, Horror

Darsteller: Zoe Margaret Colletti, Michael Garza

Regie: André Øvredal

Kinostart: 31.10.19

Noch keine Bewertung

Scary Stories To Tell In The Dark

Wenig horribles Stückwerk verschenkter Möglichkeiten

Halloween 1968 in Mill Valley, irgendwoher dröhnt „Season Of The Witch“, Außenseiterin Stella, stilecht mit gigantischer Brille, und ihre kaum beliebteren Freunde tun das, was Jugendliche im Genre quasi ferngesteuert machen: nachts das lokale Spukhaus unsicher. Man findet – logisch – ein mysteriöses Buch, dieses füllt sich eigentätig, schreibt blutrote Geschichten, sie werden Realität und bringen unseren vorerst ahnungslosen Protagonisten peu à peu den Tod.

Nun gilt ja seit Ewigkeiten, daß umso tiefer fällt, wer zu hoch fliegt. Hier meint’s die Erwartungshaltung: THE AUTOPSY OF JANE DOE-Hexenmeister André Øvredal auf dem Regiestuhl, Guillermo del Toro als Autor und Produzent, das muß ganz groß einschlagen! Hat’s jedoch unterlassen, es wühlt einen enttäuschend kleinen Krater frei. Hauptsächlich dafür verantwortlich eine Fehlbesetzung – ursprünglich sollten die THE COLLECTOR-Leute ihre kranke Kreativität beisteuern, faktisch verstärkten del Toros Drehbuchteam zwei Kindsköpfe, welche bisher fast ausschließlich für „Ninjago“ zuständig waren. Das Ergebnis ist weder Fisch noch Fleisch, punktuell zu brutal für Familiengrusel, Fortgeschrittenen indes zu lasch. Ein sich durchziehendes Licht-und-Schatten-Prinzip.

Oft altbekanntes Personal (untote Leiche, lebende Vogelscheuche) lahmt neben tatsächlich originellen Neuzugängen wie der „Pale Lady“ herum, schöne handgezimmerte Effekte lassen häßliches CGI bloß deplazierter wirken, eine manchmal nebelschwadenblickdichte Atmosphäre zernervt übliches Tonspurgekreisch. Aber auch inhaltlich dürfte wesentlich mehr Arbeitsmaterial stehen, die konkreten Episoden geraten verschwindend kurz, fallen einem tiefdunkel überschattenden Rahmen zum Opfer, dessen schon lange auserzählte Story häufig schlicht Wartezeiten generiert. Okay, juvenile Einsteiger mag sie trotzdem ansprechen, allerdings dürfen die’s gar nicht sehen, weil FSK 16 ...

Eine klare Empfehlung auszusprechen fällt schwer, wenigstens dürfen sich Ästheten definitiv zur Zielgruppe zählen, optisch verzeichnen die Gruselhäppchen erstklassiges Niveau. Und selbst wenn Øvredal im Interview dem Publikum überraschend vehement jegliches Interesse an der Handlungszeit absprach: Seine konstant eingestreuten Anmerkungen zur politischen Situation gefallen gleichermaßen. Lediglich knackigen Horror sucht man vergebens.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...