Originaltitel: SIN CITY

USA 2005, 126 min
FSK 18
Verleih: Buena Vista

Genre: Comicverfilmung, Action, Gangster

Darsteller: Jessica Alba, Rosario Dawson, Benicio Del Toro, Michael Clarke Duncan, Josh Hartnett, Rutger Hauer, Jaime King, Michael Madsen, Brittany Murphy, Clive Owen, Mickey Rourke, Nick Stahl, Bruce Willis, Elijah Wood

Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino

Kinostart: 11.08.05

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Sin City

Jetzt wird’s schmutzig!

Kommen Sie näher, nehmen Sie Platz, schnallen Sie sich besser an: Ein ganzes Rudel Stars und Sternchen bittet nach SIN CITY, den schlimmsten Sündenpfuhl der Kinogeschichte. Was man dabei allein mit sehr viel gutem Willen als "Handlung" titulieren kann, ist nicht wirklich der Rede wert, vereint jedoch immerhin das erwartete Personal eines echten Babels.

Beispielsweise wäre da eine gemeuchelte Hure, deren Mörder am liebsten junge Frauen verspeist, der für die Verhaftung eines sadistischen Pädophilen teuer bezahlende Cop Hartigan, moderne Amazonen mit dem fatalen Drang, ihren männlichen Opfern Schwerter ins Auge zu rammen, sowie ein nach Gesichtsumwandlung zum Helden mutierter Mörder, der unbeabsichtigt offenen Krieg in den versifften Straßen der Stadt provoziert. Diese und ähnliche Seelen am Abgrund stolpern durch drei bloß vage miteinander verbundene Episoden. Alles und jeder suhlt sich genüßlich im Dreck, gern dem eigenen, oder wird immer tiefer hineingestoßen.

Die im Vorfeld oft angesprochene Gewaltdarstellung zeigt sich dabei zwar durchaus explizit, quantitativ aber recht moderat. So sorgen denn eher die Selbstverständlichkeit und Beiläufigkeit, mit der hier gefoltert, hingerichtet, amputiert oder kastriert wird, für Unbehagen. Zusätzlich tragen eingestreute Zynismen zur bedrückenden Atmosphäre aus Verfall und förmlich spürbarer Todesahnung bei.

Unbedingt zu erwähnen bleibt schließlich die über manche Länge hinwegtröstende, revolutionäre Optik: Aus der in kontrastreiches Schwarz-Weiß und manchmal bis zum Zweidimensionalen stilisierte Settings getauchten Welt heben sich lediglich bestimmte Schlüsselelemente (wie Haare, Kleidung oder Make-up) in Primärfarben hervor, womit der Begriff "Comicverfilmung" eine völlig neue Bedeutung gewinnt.

Letztlich sind alle verzweifelten Bemühungen des Rezensenten indes schlicht vergebens – SIN CITY kann man nicht beschreiben. Man sollte diese Frontalattacke auf Augen, Magen und Moral selbst erleben. Um am Ende eine wunderbar einfache Entscheidung zu treffen: Love It Or Hate It.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...