Originaltitel: SOUTHPAW

USA 2015, 123 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Sport

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rachel McAdams, Forest Whitaker, Naomie Harris, Rita Ora

Regie: Antoine Fuqua

Kinostart: 20.08.15

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Southpaw

Auf die Zwölf

Ungeachtet aller Tragik wäre es unangemessen, wenn SOUTHPAW nur Aufmerksamkeit erlangen würde als letzter Film, an dem James Horner vor seinem Tod arbeitete. Erwähnen wir es also kurz und fügen hinzu, daß Horners hier zu hörendes Vermächtnis meisterhaft gelang, mit jener atmosphärischen, stark zurückgenommenen und genau dadurch hypnotischen Musik hat sich der sonst eher zum Orchesterpomp Neigende selbst ein Denkmal gesetzt.

Selbiges kann nun über Regie und Buch nicht wirklich gesagt werden, beide erfinden das Kinorad keineswegs neu, sondern folgen brav dessen bekannten Umdrehungen, während sie eine Geschichte erzählen, welche lediglich Rahmencharakter besitzt – konkret die von Boxweltmeister Billy Hope. Aus dem Waisenhaus hat sich der Mann hochgeschuftet, seine ebenfalls verwaiste Kinderliebe geheiratet, eine bezaubernde Tochter komplettiert das Glück. Aber ein jäher Schicksalsschlag reißt die kleine Familie brutal auseinander, zerstört Billys Karriere, Lebensmut, einfach alles. Schuldgefühle wuchern vernichtend, das Kind bekundet plötzlich Haß, Billy fällt in den Abgrund, tiefer geht’s nicht. Letztlich sind indes ganz logisch nur Aufstehen und Weitergehen echte Optionen, helfend zur Seite steht ein idealistischer Amateur-Box-Trainer.

So weit die Story, gebaut aus formschön ineinandergreifenden Versatzstücken der standardisierten Art, mäandernd zwischen Szenen aus dem Ring, emotionalen Abhandlungen und dramatischen Dialogen. Zeit, dies zu hinterfragen, bleibt allerdings nie, weil das Tempo schlicht keine Zeit dazu läßt, die Kinnlade während spektakulärer Kämpfe runterklappt, und die Darsteller fast berauscht spielen: Der stets verläßlichen Rachel McAdams stehen reife Augenfältchen und Sorge um ihren Gatten wortwörtlich ausnehmend gut zu Gesicht. Hingegen perfektioniert Forest Whitaker seine Aura des melancholischen Weisen. Newcomerin Oona Laurence gibt keine typische nervtötende Filmgöre, ihr berührendes Porträt weist vielmehr auf einen kommenden Star hin. Und was Jake Gyllenhaal betrifft ... Wie er erst durch gigantische physische Präsenz geradezu die Leinwand sprengt und dann leidet, prügelt, zweifelt, gegen eigene Dämonen anzugehen versucht, dabei manchmal fast aufgeben will, um sich schließlich irgendwie doch noch zu berappeln, das ist mit gängigen Bewertungsmaßstäben für mimische Qualität kaum mehr zu erfassen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...