Originaltitel: HABLE CON ELLA

Spanien 2002, 116 min
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Javier Cámera, Darío Grandinetti, Rosario Flores, Leonor Watling, Geraldine Chaplin

Regie: Pedro Almodóvar

Kinostart: 08.08.02

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Über Einsamkeit und Sehnsucht - eine einzige große Ode an die Liebe bis in den Tod

Mal ehrlich: was sollte denn noch kommen? Pedro Almodóvar hatte doch mit seinem letzten Film ALLES ÜBER MEINE MUTTER das Erzählen komplexer, lebensverrückter und immer Hoffnung offenbarender Abgründe bereits zur Perfektion getrieben. Mehr ging doch eigentlich nicht. Doch gemach ...

Benigno beobachtet im Theater, wie bei seinem Nachbarn in einer berührenden Tanzszene die Tränen über die Wangen laufen. Schon bald wird er den viril-attraktiven Marco wiedersehen. Im Hospital. Hier kümmert sich Benigno liebevoll um Alicia, eine milchhäutige Tänzerin, die seit mehr als vier Jahren im Koma liegt. Ein Zimmer weiter betrachtet Marco Lydia, die Frau, über die er schreiben wollte, in die er sich verliebte und die nun nach einem tragischen Unfall in der Stierkampfarena das Bewußtsein verloren hat. Im Gegensatz zu Benigno, der schon vor Jahren der damals noch gesunden Alicia beim Beobachten ihrer Ballettstunden verfiel, ohne daß sie je davon erfuhr, kann Marco nicht helfen, nichts sagen und halbwegs normal leben sowieso nicht. Benigno gibt ihm den Rat, einfach mit Lydia zu sprechen. Das kann gut sein. Doch Marco wird Lydia schon bald verlassen und im Ausland von ihrem Tod erfahren. Als er Benigno daraufhin im Krankenhaus anrufen will, sagt man ihm, daß er im Gefängnis sitzt. Alicia liegt noch immer im Koma. Sie erwartet ein Kind ...

Almodóvar erzählt diesmal von Männern. Von glücklichen und traurigen, von starken und verletzten. Vor allem aber von einsamen. Es gelingt ihm beängstigend kunstvoll und wahrhaft meisterlich ein Lied darauf anzustimmen, daß nur der dem Glück nahekommt, der Glück auch geben kann. Er weiß aber auch zu gut, daß man sich in allen schwierigen Lebenslagen das Quentchen Hoffnung bewahren muß, das einen die Absurditäten, die sich immer den Weg ins Schicksal bahnen, überleben oder auch frei sterben läßt. Benigno spricht mit Alicia wie mit einer bestens Vertrauten. So erzählt er ihr auch vom Stummfilm DER SCHWINDENDE LIEBHABER (den Almódovar großartig durchdacht als Film im Film inszenierte), in dem ein Mann zum Liebesbeweis ein unerforschtes Elixier einnimmt, dann stetig kleiner wird und letztendlich als Däumling zwischen den Beinen seiner Geliebten für immer entschwindet. Sie lächelt dabei sinnlich im Schlaf. Alicia scheinbar auch.

Mit diesem wundervollen, auf völlig neuen Wegen packenden Hohelied auf die aufopferungsvollste aller Lieben hat Almodóvar Filmgeschichte geschrieben. Was danach kommen soll? Ich weiß es nicht. Pedro Almodóvar. Ein Name. Ein Mann. Ein Genie.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.