Originaltitel: SUITE FRANÇAISE

GB/F/Belgien 2014, 107 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Drama, Liebe, Literaturverfilmung

Darsteller: Michelle Williams, Matthias Schoenaerts, Kristin Scott Thomas, Sam Riley, Heino Ferch, Tom Schilling

Regie: Saul Dibb

Kinostart: 14.01.16

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Suite française

Liebesgrüße aus der Pilcherei

Eigentlich ist es nur noch verwunderlich. Wie, im Namen des guten Geschmacks, kann ein Film wie dieser so gut besetzt sein? Williams, Scott Thomas, Riley, Schilling, Ferch, der belgische Überfliegersohn Schoenaerts? Was mag in denen vorgegangen sein, als ihnen die Agenten das Drehbuch reichten, als sie es lasen und wieder weglegten? Was, als sie dann am Set waren und hernach den fertigen Film sahen? Sprungbretter braucht keiner von ihnen mehr, Fallstricke gleich gar nicht. Zog allein die Großproduktion?

SUITE FRANÇAISE eilt der Lockruf des literarischen Bestsellers voraus. Die jüdische Französin Irène Némirovsky hatte während der Besatzungszeit der Nazis eine Liebesgeschichte geschrieben, die fünf Teile haben sollte, jedoch auf zwei beschränkt blieb, also unvollendet und auch unentdeckt. Erst seit 2004 wurden die Fragmente durch Némirovskys Tochter Denise Epstein weltweit zur viel gelesenen und beweinten Lektüre. Das bringt Filmproduzenten in reflexmotivierte Hab-Acht-Position. Gut gedacht manchmal, schlecht gemacht sehr oft.

SUITE FRANÇAISE ist Kunstgewerbe, Spiegelfechterei vor historischem Hintergrund, munteres Registerziehen von Emotionen. „Herzkino“ ohne Pumpe. Das Drama trägt Lackgewand und bringt Liebesgrüße aus der Pilcherei, womit keine schnöde Diffamierung von Zuschauergruppen gemeint ist, sondern Einsicht in Tatsachen, so bitter sie auch sein mögen.

Die Deutschen haben Bussy erreicht. 1940 ist die kleine Stadt auf dem Land voller Hauptstadt-Flüchtlinge hier sowie Regimentsangehöriger da. Die Ansässigen müssen sich damit arrangieren, Freund wie Feind bei sich zu Hause aufnehmen. Bei armen Pachtbauern wie den Labaries wohnt fortan ein deutscher Offizier genauso wie auf dem Edel-Gut von Madame Angellier. Nur ist deren Gast der stille Bruno von Falk, ein schöner, eher unauffälliger Mann mit ausgeprägter Ader für Musik und Klavierspiel, was ihn mit der zarten Lucile eint, die im Grimmschen Sinne von der bösen Schwiegermutter befehligt wird und brav auf ihren im Krieg kämpfenden Mann zu warten hat. Braucht es an dieser Stelle wirklich noch mehr Inhalt?

SUITE FRANÇAISE ist immer mindestens einen Tick zu lapidar, um zu bewegen, stets einen Ton zu seicht oder zu laut, bringt immer eine Farbe zu viel oder eben zu wenig. Das Sprachgewirr aber, samt Kunst-Deutsch als peinliche Note, ist in der OmU-Version glatt die Guillotine.

[ Andreas Körner ]