Originaltitel: SUMMER OF 84

USA/Kanada 2017, 95 min
FSK 16
Verleih: Drop-Out Cinema

Genre: Drama, Thriller, Erwachsenwerden

Darsteller: Graham Verchere, Caleb Emery, Tierra Skovbye

Regie: RKSS

Kinostart: 04.10.18

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Summer Of 84

Kreischen, schlitzen, fiepen, tuckern

Sommer 1984, das war der, in dem Bananarama das beschwingte „Cruel Summer“ in den Charts hatten. Ein Song, der sich natürlich geradezu aufdrängt für einen Film, der SUMMER OF 84 heißt, in einer amerikanischen Kleinstadt besagten Jahres spielt und von den grausamen Abgründen erzählt, die hinter den freundlichen Fassaden der Familienhäuser mitunter so lauern.

In Ipswich, Oregon, geht das Leben seinen American Way Of Life. Und das so sehr, daß ein sehr beliebter American Way Of Death da auch noch nahtlos mit reinpaßt. In persona eines Serienkillers, der es hier zur Abwechslung mal auf männliche Teenager abgesehen hat. Viel mehr als das weiß man dann aber auch kaum über den mysteriösen und blutrünstigen Psycho. Den allerdings Teenager Davey auf Grund diffuser Indizien just im netten Nachbarn, der zudem noch als Polizist arbeitet, zu erkennen meint. Wissend, daß ihm das keiner der Erwachsenen glauben würde, überzeugt Davey seine drei Kumpels, den Blick hinter die saubere Fassade nebenan zu riskieren.

SUMMER OF 84 ist eine Hommage in Nostalgie. Ans Horror-Slasher-Kino, das in den 80ern ja eine feine krude Hochzeit feierte, an die Korg- oder Yamaha-Synthesizer-Sounds, die hier mal poppig fiepen und mal düster tuckern, wobei Letzteres allemal John Carpenters Klangsphären streift. Dazu kommt ein Hauch Coming Of-Age à la STAND BY ME, was bis in die Cliquen-Struktur der vier Freunde erkennbar ist: Neben Davey hockt da der Dicke neben dem mit der dicken Brille neben einem River-Phoenix-Hübschen. Und das gern mal im Baumhaus.

Ja, schon klar, STAND BY ME spielt nicht in den 80ern, aber Buchvorlage und Verfilmung sind so sehr Kinder des Jahrzehnts wie BMX-Räder, Präsident Reagan oder eben Bananarama. Was dann alles auch in diesem Patchwork-Film irgendwie drin ist und dabei auch einen gewissen Charme verbreitet. Nur, daß es darüber hinaus an etwas Wesentlichem fehlt: an Spannung. Mag auch damit zu tun haben, daß SUMMER OF 84 das Regiekollektiv RKSS gedreht hat. Nun sind Kunst und Kollektiv eher selten ein Traumpaar und Regiekollektive immer eine heikle Sache. Wofür hier auch spricht, wie unorganisch die sich wandelnde Erzählhaltung wirkt, an der sich SUMMER OF 84 versucht. Zumal gen Finale, wenn nach launig teenagerhaften Suspense-Spielereien plötzlich Düsternis und Gewalt samt fiesen Twists eben weniger als Spannungskurve aus einem Guß, sondern als poltrige Einzelteil-Grobverfügung aufscheinen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.