D 2009, 116 min
FSK 6
Verleih: Universum

Genre: Erwachsenwerden, Liebe, Teenie

Darsteller: François Goeske, Zoe Moore, Karoline Eichhorn, Alexander Beyer

Regie: Marie Reich

Kinostart: 20.08.09

1 Bewertung

Summertime Blues

Rosamunde Pilcher für Teenager

Erwachsene sind egomanisch, ohne Verständnis, tendenziell feige und prinzipiell rechthaberisch. Allein schon aus diesem Grund müssen Teenager einfach sensibel, meistens klug und immer von tiefem Gerechtigkeitsempfinden durchdrungen sein. So wie der 15jährige Alex, über den jenes emotionale Chaos hereinbricht, das dann knappe zwei Stunden lang und laut durch diesen Film scheppert.

Da macht sich zuerst Papa Steffen mit der jüngeren und schwangeren Geliebten aus dem Staub, während Mama ihr Heil in einer Beziehung zum Schauspieler Seth sucht. Was zur Folge hat, daß für Alex ein langer Sommer in Südengland ansteht, wo Seth lebt und arbeitet. Doch wie es das Drehbuch will, taucht da auch in der ländlichen Einsamkeit wiederum Seths Tochter Faye aus Amerika auf. Eine Tussi auf den ersten, eine ganz doll Nette auf den zweiten Blick. Spätestens mit dem entflammt dann Alex’ Herz in Liebe. Doch da gibt es ja auch noch Countrygirl Louie, die mit vielen Viechern einen Alternativ-Lifestyle lebt, als wären wir mitten in den Grünen-Öko-Achtzigern.

Die Frage muß sich zugegebenermaßen nicht nur Marie Reich, die mit SUMMERTIME BLUES ihr Langfilmdebüt gibt, gefallen lassen: Was nämlich, zum Teufel, Regiestudenten an deutschen Filmhochschulen überhaupt noch lernen. SUMMERTIME BLUES ist ein Paradebeispiel für einen Film, der es nicht schafft, filmisch zu erzählen. SUMMERTIME BLUES ist ein Film ohne Bilder, ohne Rhythmus, ohne Stringenz und Stil. Dafür mit Alex’ dauerlabernder Off-Stimme, die einem auf geradezu idiotische Art immer noch einmal erklärt, was man gerade sieht. Oder sehen sollte. Denn wie gesagt: Wirkliche Bilder, also Bilder, die eine Stimmung treffen, einen Zustand zeigen oder in irgendeiner Form über einen ästhetischen Mehrwert verfügen, gibt es nicht. Und eine Montage, die ohne Gelaber, also aus sich selbst heraus, den Fortlauf der Geschichte zu erzählen vermag, auch nicht.

SUMMERTIME BLUES ist formal ein Trauerspiel. Und inhaltlich eine Story, wie sie auch Rosamunde Pilcher am Kaminfeuer häkeln könnte. Gut, die Wandlung von Alex’ Vater hat was für sich, und rührend ist, wie Alex sich seiner frischgeborenen Halbschwester annimmt. Auch ist ein Bemühen um Facetten in der Figurenzeichnung spürbar – allein, man spürt eben vor allem das Bemühen. Und das Unvermögen, der Erzählform Kino das zu geben, was sie braucht.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.