Originaltitel: EL ESPINAZO DEL DIABLO

Spanien/Mexiko 2001, 103 min
FSK 16
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Horror

Darsteller: Eduardo Noriega, Marisa Paredes, Federico Luppi, Fernando Tielve, Íñigo Garcés

Regie: Guillermo del Toro

Kinostart: 12.04.07

1 Bewertung

The Devil’s Backbone

Kunst-Grusel als geistreicher Sinnesrausch

Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten die meisten Filmfans Regisseur Guillermo del Toro wohl spontan mit HELLBOY assoziiert. Dies dürfte sich geändert haben, seitdem der Meister uns kürzlich in PANS LABYRINTH entführte. Um emotionale Irrgärten und Wirrungen menschlichen Verhaltens geht es auch in diesem älteren Werk, welches bereits frühe erzählerische Brillanz erkennen läßt.

Spanien 1939. Außerhalb des Waisenhauses Santa Lucia röchelt der Bürgerkrieg in seinen letzten Zügen, innerhalb der kargen Mauern fängt für Carlos die persönliche Schlacht erst an. Als Neuling von allen terrorisiert, müssen schlimmstenfalls seine Fäuste ums Recht kämpfen. Und bereits am ersten Tag glaubt er, eine geisterhafte Gestalt zu sehen. Dieser Verdacht bestätigt sich; das Wesen eröffnet ihm schließlich: "Viele von Euch werden sterben." Ein grausiges Geheimnis lastet auf Santa Lucia – wem kann Carlos eigentlich vertrauen?

Wo Almodóvar als Produzent draufsteht, ist nun mal auch Pedro drin, und deshalb liegt völlig falsch, wer hier einen echten Gruselschocker erwartet. Stattdessen bekommt man nächtliche Aufnahmen von strenger Schönheit sowie gleißende Einstellungen in prächtigen Farben bei Tag, jedes einzelne Bild perfekt durchkomponiert und von formidablen Klängen unterlegt, weitaus mehr Atmosphäre denn wirkliche Spannung verbreitend. Und es gilt, sich auf ein Wiedersehen mit Almodóvar-Ikone Marisa Paredes zu freuen, die als einbeinige Direktorin ungewohnt zurückhaltend, aber wie immer direkt aus der Seele agiert.

Zugegeben, manchmal nimmt sich del Toros vielschichtiger Spuk dabei seine eigene Drehbuchzeile "Es gefällt der Trauer, wenn sie sich zeigen kann" vielleicht etwas zu sehr zu Herzen. Dann treten schon Längen auf, weil das wunderbar melancholische Ambiente plötzlich in lähmender Schwere mündet. Aber wenn letzte Worte buchstäblich auf taube Ohren stoßen, das Bedürfnis nach Liebe Verzweiflung birgt, die Jungen am Ende ihre kindliche Unschuld verlieren werden, oder der wahre Schrecken im ganz Realen – der Bestie Mensch nämlich – lauert, sorgt das doch für einige Gänsehaut. Nur eben auf ganz andere Weise.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...