USA 1999, 95 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Cop, Drama, Gangster

Darsteller: Omar Epps, LL Cool J, Stanley Tucci, Pam Grier

Regie: Michael Rymer

Kinostart: 06.01.00

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Undercover – In Too Deep

Gangsta-Geschichte auf TV-Niveau

Der junge Jeff Cole macht wohl den gefährlichsten Job, der bei der Polizei zu haben ist - er arbeitet als verdeckter Ermittler. Schon bald nach seiner Ausbildung kann er seinen Vorgesetzten beweisen, daß er der Mann ist, dem es gelingen wird, den größten Drogenpaten von Cincinatti auszuheben. Der nennt sich God - und benimmt sich auch so. Eigenhändig kontrolliert er den Crackhandel der gesamten Region, operiert von den Sozialwohnungen der Ghettos aus und verpflichtet die Drogenwracks zu Treue und Loyalität, indem er ihnen hier und da etwas Gutes tut. Cole gelingt es, sich als Drogendealer J. Read in God’s Gang einzuschleichen, ja sogar dessen Freundschaft und Respekt zu erringen - aber um welchen Preis!

Coles Vorgesetzter Boyd bemerkt bald, in welch gefährlichem Spiel sich sein Schützling verfangen hat. Sein guter Rat "Leg Dir eine Maske zu" wird von Cole nur allzu genau befolgt: Er steigert sich so in seine neue Identität hinein, daß es ihm immer schwerer fällt, Gut und Böse zu unterscheiden. Ständig ist er dem Druck der Gang ausgeliefert, muß seine Zugehörigkeit unter Beweis stellen und wird dafür mit Respekt und brüderlicher Zuneigung belohnt. Bald scheint es möglich, daß er die Seiten wechselt...

Es ist schon klar, wie das gedacht war: die Bösen sind nicht einfach nur böse. Sie haben Familien, lieben ihre Kinder und suchen verzweifelt die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, auch wenn sie dafür ständig in Todesangst leben und Verbrechen begehen müssen. Und in eben diese ambivalente Atmosphäre von Brüderlichkeit und grausamer Gewalt setzt man einen engagierten Cop. Aber unter all dem Yo-Brother-Gepose geht die psychologische Brisanz der Geschichte verloren. Zu voraussehbar ist der Konflikt, in den sich Cole hineinsteuert. Zu durchsichtig ist es, wenn man God bei der Taufe seines Sohnes zeigt, und ein paar Einstellungen später quält er einen Freund bestialisch zu Tode. Gut, die brennenden Mülltonnen hat man sich gespart. Aber ist nicht der sympathische Bösewicht selbst schon lange zum Klischee geworden? Insgesamt erinnert der Film doch sehr an amerikanische Cop- und Ghettokrimis im Fernsehformat.

[ Sylvia Görke ]