D 2019, 92 min
FSK 6
Verleih: SquareOne

Genre: Abenteuer, Mystery, Kinderfilm

Darsteller: Margarita Broich, Marie Leuenberger, Maja Beckmann, Christian Schneller, Luis Vorbach

Regie: Marcus H. Rosenmüller

Kinostart: 04.04.19

1 Bewertung

Unheimlich perfekte Freunde

Die Kinder von Stepford

Ein völlig normaler Tag bricht an: Der 10jährige Frido übt statt für die anstehende Klassenarbeit (was zur Erfüllung des Mutter-Wunsches beitragen könnte, den Gymnasiumgang zu packen) mit einem Ballon Furzgeräusche. Später muß er seinem besten Freund Emil, einem uncoolen Alleswisser, beistehen. Und aus den Wolken fällt ein riesiger Zauberkasten.

Letzterer gehört zum Inventar des derzeit gastierenden Spiegelkabinetts und spuckt bei korrekter Behandlung – wie gewohnt möchte ein roter Knopf dringend gedrückt werden – Doppelgänger aus. Frido, Emil und Co. gibt’s also bald noch mal, und zwar total intelligent, extrem motiviert, unglaublich selbständig; quasi perfekt. Zunächst verkraftbarer Haken: Irgendwann machen die Klone schließlich doch jede Menge Scherereien. Folgend großes Problem: Sie denken nicht mehr daran zu verschwinden, ganz im Gegenteil ...

Da scheint es zum Zwecke angemessener Bewertung vorab nötig, sich ebenfalls in zwei Persönlichkeiten zu teilen – den Erwachsenen und das rudimentär bewahrte Kind. Natürlich drängt sich der ausgewachsene rücksichtslos am kleinen Menschen vorbei, sieht wohlwollend die Moral wider gestylte Perfektion und aufs Abliefern getrimmten Leistungsdruck. Parallel bemängelt er sofort deren Umsetzung, ächzt angesichts ausgestreckter Zeigefinger, die überdeutlich-nervös wackeln, allerorts und immerzu.

Man könnte sich auch wundern, weshalb trotz hervorstechender Unterschiede verhaltenstechnischer sowie optischer (keine Brille, andere Frisur) Art sämtliche Elternteile die Verwandlung des eigenen Sprößlings schlicht abnicken, gefühlte Detailveränderungen offenbar. Klingt jetzt autorenseitig nach viel zu realistischer Spaßbremse, schon richtig, aber dem Film fallen als humorige Highlights ja desgleichen nur Komik-Relikte à la Tortenschlacht (!) ein. Weshalb einzig Margarita Broichs Darstellung der Frau Klawitter, Lehrmatrone allererster Garnitur, Vergnügen bereitet: Broich zieht mitreißend spielfreudig vom Leder, schenkt der Figur breiten Raum zur oft überkandidelten, allerdings nie nervigen Entfaltung.

Tja. Nun löst freilich das oben erwähnte, durch ziemlich spannende Unterhaltung in einigem Atem gehaltene, auf etwa zehn oder elf Lenze verjüngte Ich widerstrebend kurz den Blick von der Leinwand und spricht stellvertretend für die juvenile Zuschauerschaft aufgeregt: „Ich find’s toll!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...