Originaltitel: UNDER SANDET

D/DK 2015, 101 min
FSK 12
Verleih: Koch Media

Genre: Drama, Kriegsfilm

Darsteller: Roland Møller, Mikkel Boe Folsgaard, Joel Basman, Louis Hofmann, Leon Seidel

Regie: Martin Zandvliet

Kinostart: 07.04.16

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Unter dem Sand

An die Solidität verschenkt

Das „Tausendjährige Reich“ ist ein Trümmerhaufen, die Herrenrasse hat abgewirtschaftet, der Krieg ist verloren. Und kaum etwas könnte besser zeigen, was übrig ist vom stumpfsinnigen Größenwahn stiefelknallender Teutonen, als diese bleichen deutschen Jungs in ihren zerlumpten Uniformen, die um ihre ausgezehrten Körper schlackern. Der dänische Offizier Rasmussen steht vor diesem Haufen Elender, klägliche Überbleibsel von Hitlers letztem Aufgebot und jetzt als Kriegsgefangene der Alliierten an die weitläufigen Sandstrände und Dünungen der dänischen Küste verfrachtet. Die Aufgabe, die sie dort zu erfüllen haben: Jene Minen bergen und entschärfen, mit denen die Wehrmacht während des Krieges die Küste vor einer Invasion der Alliierten sicherte. Ein Himmelfahrtskommando.

Ein starker Stoff. Eine Geschichte mit reizvollem Potential. Nicht nur in erzählerisch dramatischer, sondern auch moralphilosophischer Hinsicht. Von den verlockenden kinematographisch-visuellen Aspekten nicht zu reden. Doch: UNTER DEM SAND bietet die Möglichkeit für die große Geste einer Reflexion, wie sie etwa Terrence Malick (in seinen besten Zeiten) pflegte.

Da ist die Natur in aller Schönheit, dieses, wenn man so will, Wunder der Schöpfung. Mithin das Meer, Ursprung allen Lebens, und an dessen Strand kriechen, im wahrsten Sinne, diese jungen Gefangenen. Am Leben hängende Todgeweihte. Opfer und Schuldige zugleich. Und bewacht von Rasmussen, der genug legitime Gründe hat, den Deutschen Empathie und Mitgefühl zu verweigern. Und genau das dann doch nicht kann. Womit noch die Möglichkeit für ein starkes Stück Schauspielkunst gegeben ist, in der Art, wie sich alles um Rasmussen fokussiert und wie der sich wandelt. Wie da Nähe und Zuneigung wachsen, ohne daß das Drama verwässert wird.

Und nein, es ist nicht so, daß Regisseur Martin Zandvliet sein Metier nicht beherrscht, und auch, was die darstellerische Leistung betrifft, will man gar nicht meckern. Und ja, es gibt emotionale Momente in UNTER DEM SAND und auch schweißtreibende Spannung: Wann geht die nächste Mine hoch, wen ereilt als nächstes der Tod? Und doch bleibt der Film einer konventioneller Solidität. Bei diesem Stoff ist das geradezu zum Haare raufen. Und nein: Man will nicht gleich wieder den Deutschen die Schuld geben. Allerdings hat das ZDF hier mitproduziert; und ja: Das sieht man auch.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.