Originaltitel: ZATOICHI

J 2003, 116 min
Verleih: Concorde

Genre: Eastern, Historie, Schräg

Darsteller: Beat Takeshi, Daigoro Tachibana, Yuko Daike

Regie: Takeshi Kitano

Kinostart: 24.06.04

Noch keine Bewertung

Zatoichi – Der blinde Samurai

Wüst-wildes und geniales Kunstblutepos

Ein kleines japanisches Bergdorf fest in der Hand der räuberischen Bande um Ginzo, ein gieriger, machthungriger Despot, der noch unerschrockener und skrupelloser durchgreift, als sich ihm der kampfeswütige Hattori als Leibwächter zu Diensten stellt.

Leise regt sich im Dorf der Widerstand, doch der trottelige Shinkichi, seine Tante und zwei rätselhafte junge Geishas sind für den Kampf zu schwach. Da treffen sie auf Zatoichi, einen einsamen, blinden Wanderer, der sich als Masseur verdingt. Und als hocherfolgreicher Würfelspieler, der trotz seiner Blindheit einen Betrug am Spieltisch erkennt und nicht duldet. Eine zerlegte Spielhölle und viele tote Leiber später sehen sich Zatoichi und sein kläglicher Haufen im Kampf gegen Ginzos Gang. Und Zatoichi wäre keine japanische Legende, wenn sein Schwert nicht das Grab unzähliger Ganoven wäre ...

Dieser Takeshi Kitano ist schlichtweg genial. Nach seinen toughen Cop-Yakuza-Thrillern in den frühen 90ern, seinem preisgekrönten Poem HANA-BI und dem berauschenden Liebespuzzle DOLLS tobt er sich mit seinem neuesten Film derart freimütig in gleich mehreren Genres und Stilen aus, daß einem das Herz vor Freude springt. An sich ist seine Geschichte ein ganz klassischer Westernstoff, HIGH NOON in Fernost - einer muß und wird es richten. Dies erzählt Kitano mit ungebremster Spielfreude, einer virtuosen Kamera, einem rauschhaften Einsatz von Kunstblutfontänen und letztendlich als ein in seiner Form so noch nie gesehenes Gesamtkunstwerk. Geradezu akribisch und dennoch scheinbar leichthändig werden Bild und Ton zu einer schrägen, witzigen und schier verblüffenden Collage choreographiert, da werden Schurken überstilisiert, da kommen märchenhafte Erzählstränge zum Einsatz, da versetzt der Slapstick Berge. Kitano verliert bei aller Spielfreude nicht den Überblick und schon gar nicht sein Herz für die stillen Momente. So etwa, wenn er die Geschichte der beiden Geishas erzählt, wobei eine von ihnen eigentlich ein Junge ist. Es ist die Geschichte einer fürchterlichen Rache, da O-Sei und O-Kinu als Kinder ansehen mußten, wie der bestialische Gangster Kuchinawa ihre Familie ausrottete. Von nun an mußte sich vor allem der Junge O-Sei prostituieren, die Wut wuchs und ihr Kreuzzug wurde geradezu unerbittlich. Nur noch Kuchinawa steht auf der Agenda. Doch auch darum wird sich nun Zatoichi kümmern ...

Kitano räumt seinen Nebenfiguren den nötigen Platz ein. Das verleiht diesem teils wüst-wilden, innovativen und fabelhaft unterhaltsamen Bauchkino mitunter den Hauch des Episch-Emotionalen - hier jedoch niemals als Kitsch interpretierbar, wohlgemerkt!

Und da noch nie weniger mehr war, ließ sich der Regiederwisch Kitano eine pompöse, irrwitzige Schlußszene einfallen, die die Weicheier von Stomp in die Wallachei der Tutu-Hopser schickt. Was da auf der Leinwand tatsächlich passiert, darf aber hier nicht verraten werden ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.