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Zimmer 205

Deutsches Genrekino – eine Vergeblichkeit

Es liegt ein Fluch darauf. Und viele kompetente Leute versuchten, ihn zu ergründen und zu bannen außerdem. Vergeblich. Dabei hat man so einige Theorien, die plausibel klingen, was die Ursachen für diesen Fluch betrifft. Und wenn man nun die Ursache kennt oder sie wenigstens umkreist, müßte man doch – ist es nicht so? – auch die Wirkung steuern können. Den Fluch bannen also, der das deutsche Genrekino bannt. Oder genauer gesagt, selbiges, mit Ausnahme infantiler Beziehungskomödien, weitgehend verhindert. Zumindest in einer Qualität, die wenigstens annähernd die Mindeststandards wahrt. Was nicht in erster Linie produktionstechnische Aspekte meint.

Nehmen wir das aktuellste Beispiel, Rainer Matsutanis ZIMMER 205. In dem zieht Katrin, ein junges, sensibles, traumatisch vorbelastetes Mädchen, neu in ein räudiges Studentenwohnheim. Ins Zimmer 205 eben, aus dem, so ist bald zu erfahren, die Vormieterin unter mysteriösen Umständen verschwand. Mysteriöses nun widerfährt bald auch Katrin. Plagen sie doch Horrorvisionen, die auf ein dolle dunkles Geheimnis verweisen. Und es plagt sie jene Studenten-Clique, die dieses Geheimnis hüten will, und deren Mitglieder darum Katrin das Leben schwer machen – dabei allerdings hinfort peu à peu ihr eigenes Leben auf mannigfaltige und blutige Art aushauchend.

So weit, so bekannt. ZIMMER 205 ist das Remake eines dänischen Horrorfilms, sieht aber aus wie das verkrampfte Hollywood-Remake eines japanischen Horrorfilms. In den besseren Momenten. Ansonsten: Keine Handschrift, kein eigener Zugang. Atmosphäre, Effekte, Figuren, Bilder – all das sind Brühwürfel aus dem Instantbeutel, angedickt mit lauwarmem Wasser. Imitat eines Imitates, das Imitate imitiert. Man ahnt, man fürchtet, ach was: Man weiß, daß genau das in einschlägigen heimischen Produktionsetagen unter dem Label „internationale Standards“ firmiert.

Und in genau der Art und Weise, wie unbeholfen man denen hinterherhoppelt, statt sich um eigene, originäre, individuelle Handschriften zu bemühen, liegt der Fluch. Mit einem Vehikel wie ZIMMER 205 ist der nicht zu exorzieren. Ein Film, der sich einreiht in eine lange Kette der Vergeblichkeit. Was sich wohl, ohne unken zu wollen, auch an der Kinokasse zeigen wird.

D 2011, 100 min
FSK 16
Verleih: NFP

Genre: Horror, Thriller

Darsteller: Jennifer Ulrich, Julia Dietze, Inez Björg David, André Hennicke

Regie: Rainer Matsutani

Kinostart: 25.04.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.