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Zurück im Sommer

Viele Stars in einem Holzschnittdrama

ZURÜCK IM SOMMER ist ein klassisches, aber leider auch klischeestrotzendes US-Familiendrama über " ...die Sehnsucht nach Glück und die Kraft der Gefühle" (Eigenwerbung). Auch wenn die Besetzungsliste mit klangvollen Namen aufwarten kann, ändert sich daran wenig, denn die Stars haben durchweg holzschnittartig angelegte Figuren zu verkörpern. Und selbst ein Willem Dafoe gerät an seine schauspielerischen Grenzen, wenn er erst in einem arg zugespitzten Plot ins emotionale Schleudern geraten muß, um dann plötzlich doch noch erschreckend zügig aufs Happy End zuzusteuern.

Nun hat Dennis Lee bei seinem Langfilmdebüt aber nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch verfaßt und wird nicht müde, den autobiographischen Charakter der Familiensaga zu betonen. Leider macht auch dieses "Echtheitszertifikat" seinen Film, in dem ein herrischer, ungerechter Vater die Familie - allen voran seinen sensiblen Sohn Michael - quält, kaum fesselnder. Denn wer wollte die Existenz solcher tyrannischen Familien-Patriarchen oder der dazugehörigen, doppelt perfekten und unendlich liebevollen Übermutter (Julia Roberts ganz in ihrem neu entdeckten Element) anzweifeln. Sicher niemand. Aber spannend ist an solchen Familienstrukturen weniger die reine Tatsachenbeschreibung als die Frage der vielfältigen Verknüpfung der einzelnen Personen untereinander.

Leider mangelt es Lee an diesem entscheidenden Punkt selbst an Ehrlichkeit und erzählerischer Sorgfalt, denn er bebildert seine (eigene) Familiengeschichte über Zweidrittel der Strecke mit stark vereinfachenden Schwarz-Weiß-Bildern (böser Vater, guter Sohn), um dann erst auf der Zielgeraden unvermittelt auch die Grautöne zu entdecken. Aus heiterem Himmel beschließt der inzwischen erwachsen gewordene Michael da nach knapp 90 Minuten Seelenpein, ab sofort über alle gewesenen Konflikte und Verletzungen hinweg zu sehen und seinem Vater zu vergeben.

Leider bricht die Erzählung mit dieser unerwarteten Versöhnung genau an dem Punkt ab, an dem die Charaktere endlich eine gewisse Komplexität jenseits des Gut-und-Böse-Schemas entwickeln könnten. Doch diese Mühe macht sich der Film leider nicht.

Originaltitel: FIREFLIES IN THE GARDEN

USA 2008, 120 min
Verleih: Senator

Genre: Drama

Darsteller: Julia Roberts, Ryan Reynolds, Willem Dafoe, Emily Watson, Carrie-Anne Moss, Hayden Panettiere

Stab:
Regie: Dennis Lee
Drehbuch: Dennis Lee

Kinostart: 07.08.08

[ Luc Caro Ziemann ]