Ein gutes Kinojahr?

[ 30.11.2009 ] Doch, es war ein gutes Kinojahr 2009. Gesamtzahlenmäßig. Es war aber auch ein merkwürdiges Kinojahr, weil es den aufmerksamen Betrachter schon ein wenig ratlos zurückläßt, denn: War es vielleicht gar ein Kinojahr der Zäsur? Bei genauerem Blick ist zu konstatieren, daß es vor allem für die eher dem Mainstream-Kino verpflichteten Häuser gut lief. Konzeptkino kam wieder an: Sequels, 3D-Stücke, Nummersicher-Romanzen, kleine Wikinger, verliebte Vampire, tote Popstars oder gleich der ganze Weltuntergang – der Rubel rollte, und es gab, sonst eher ein französisches Phänomen, mal wieder Schlangen an den Kinokassen. Aus ökonomischer Sicht ist das alles zu beklatschen, ganz wunderbar, genau so soll es doch sein.

Was aber war mit den Programmkinos los? Die mühten sich durch ein eher mittelmäßiges Jahr. Es gab nicht einen einzigen Film, der trotz Anspruch auffallend durch die Decke schoß. Zu erleben war viel Durchschnittsresonanz, und es gab zudem herbe Enttäuschungen. Alten Arthouse-Helden ging die Puste aus, manche haben für den Moment ganz ausgedient. So blieb der letzte Almodóvar trotz Starbesetzung doch gehörig hinter den Erwartungen zurück, ähnlich erging es Andreas Dresen, Chabrol schafft ja schon länger die 100.000er-Besuchergrenze nicht mehr, Hans-Christian Schmids brillanter STURM tobte beinahe unter Ausschluß der Öffentlichkeit, und das ewige Wunderkind François Ozon wurde für einen mindestens ungewöhnlichen Film gleich ganz abgestraft. Gerade mal 7000 Kinofreunde in ganz Deutschland wollten RICKY sehen! Das sind an sich selbst zu wenig, um effektiv für schlechte Propaganda zu sorgen. Man interessierte sich einfach nicht (mehr) für ihn. So etwas schlägt auch bei den Verleihern durch. Noch ist niemand benannt, der Ozons neuesten Film LE REFUGE in die deutschen Kinos bringt.

Um sich an dieser Stelle nicht zu sehr in Zahlendeuterei zu ergehen, schieben wir es auf das K-Wort: In komplizierten Zeiten sind wohl immer weniger bereit, über den eigenen Problemhorizont hinaus zu schauen und sich den Filmen zuzuwenden, die Unerprobtes, Innovatives und sicher auch mal Schmerzvolles thematisieren. Das kann sich und – da bin ich zuversichtlich – das wird sich wieder normalisieren. Auf daß 2010 ein gutes, ein hoffnungsfrohes Jahr wird und der Hunger auf unkonventionelles Kino wieder steigt – die Filmkunst-Köche waren und sind bestens vorbereitet.

Einen angenehmen Jahresausklang wünscht

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.