410 S., 150,00 Euro, Taschen Verlag Köln

Das Pedro Almodóvar Archiv

[ 01.01.2012 ] Für dieses Buch braucht man neben der unbändigen Liebe zu einem der größten Regisseure des Kinos – die man einfach voraussetzen darf – etwas Kondition, um den 5½-Kiloklopper nach Hause zu tragen. Die Mühe lohnt, weil sich ein Kapitel Kinogeschichte, ein einzigartiges Universum aufklappt: die Welt des Pedro Almodóvar, der, wie der Cannes-Chef Thierry Frémaux im Vorwort richtig erkennt, dem spanischen Kino wieder zu Weltgeltung verhalf, und dessen Talent sich über eine große natürliche Gabe und durch fortschreitende Perfektion definiert. Perfektionist ist der Spanier zweifelsohne, nichts überläßt er dem Zufall, ein Kontrollfreak über den eigentlichen Dreh hinaus – Plakatgestaltung, Werbekampagnen, Pressearbeit, überall mischt er mit, nur Kubrick soll „schlimmer“ gewesen sein.

Wer sich die großformatigen Szenenbilder in diesem prächtigen Band anschaut, wer gewissermaßen noch einmal in die mittlerweile 18 Filme des Spaniers eintaucht, erkennt, daß Almodóvar schon von Beginn an „groß“ war, und daß der Wandel vom schrillen Geschichtenerzähler zum Romancier des europäischen Kinos ein selbstverständlicher war, weil Almodóvar schon früh als kluger, über kalkulierten Schock und Provokationsarithmetik hinaus denkender Künstler bestach. Er sagte mal über sich, daß er sich bereits jung für die „Dinge“ interessierte, die ihn selbst heute noch antreiben. Er war schon immer irgendwie „allein“, sah mit zehn Jahren Filme wie Bergmans JUNGFRAUENQUELLE, und seine Faszination dafür kam bei Gleichaltrigen entsprechend merkwürdig an. Daher sieht man in noch jedem Film auch ein ganzes Stück Wehr, nicht verzweifelt, eher kampfesfreudig und siegesbewußt. Die spiegelt sich in vom Leben geprüften Frauen, Grenzgängern, Transvestiten, Künstlern, Nutten und Fixern wider.

Das mit ausführlichen Erörterungen und internationalen Plakatentwürfen zu allen Filmen reichlich gespickte Buch, das auch in die Jugend von Stars wie Carmen Maura, Marisa Paredes und Cecilia Roth reist, spiegelt auf jeder Seite all das wider, was Almodóvar einst zum Filmemachen brachte: Hunger nach künstlerischer Freiheit, Liebe und Haß, Leidenschaft und Hingabe. Anrührend sind die Aufnahmen mit seiner alten Mutter, die er in kleinen Rollen besetzte, amüsant die Fotos von Carmen Maura auf der Zirkusschaukel im Film WOMIT HAB’ ICH DAS VERDIENT, von einer echten Freundschaft zeugen die Schnappschüsse am Set mit Antonio Banderas – nach über 20 Jahren Arbeitspause. Für Sammler ist die auf 12.500 Stück limitierte Auflage des Buches mit einem Filmstreifen aus VOLVER versehen – aus Almodóvars privater 35mm-Kopie.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.