Editorial 03-04/24

[ 14.03.2024 ] Nein, an dieser Stelle soll nichts geschrieben stehen über ein zurückliegendes, einst bedeutsames deutsches Filmfestival, über Applaus an falscher Stelle, über Haltungsnoten statt Prämierungen guter Filme ... Die für den ganzen Schlamassel Verantwortlichen sprechen ohnehin am besten für sich. Konzentrieren wir uns lieber auf das, was Bestand hat – richtig gutes Kino!

Es sind Gelegenheiten, die man einfach wahrnehmen muß, denn der 50. Film von Woody Allen könnte aufgrund seines hohen Alters von 88 Jahren durchaus sein letzter sein. Darüber hinaus sei DER GLÜCKSFALL wärmstens empfohlen, kommt er doch hinsichtlich des satten Maßes an Verve und Spannung Allens früherem Meisterwerk MATCH POINT ziemlich nahe.

Für ganz wunderbare Filme in Serie sorgt seit vielen Jahren auch der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda, und dessen neuesten Film DIE UNSCHULD muß man gesehen haben, ist er doch nicht nur fintenreich erzählt, er läßt auch steinerne Herzen schmelzen. Wer Komödien im Stile von MONSIEUR CLAUDE schätzt (und ich bin auf jeden Fall dabei), der wird eine Mordsgaudi bei OH LA LA haben, Christian Clavier ist an Bord, mit Klischees wird wild jongliert und keine amüsante Derbheit gescheut. Die Franzosen können im Kino einfach alles und auf jeden Fall Komödie!

Lakonie ist eines der Markenzeichen eines noch jeden Josef-Hader-Films, die läßt sich zweifelsfrei auch ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN attestieren, neben Hader selbst spielt außerdem die wohl beste österreichische Schauspielerin unserer Zeit: Birgit Minichmayr. Apropos Austria: Jessica Hausner meldet sich mit ihrem CLUB ZERO kraftvoll zurück, die vielleicht heftigste Satire über ausufernde Zeitgeisterei darf einfach nicht verpaßt werden!

Wem Nicolas Cage in den letzten Jahren zu krawallig war, der kann ihn in DREAM SCENARIO in leiser wiederentdecken, total abgefahren ist der Film trotzdem. Und auf das Wiedersehen mit einer gewissen Chantal Ackermann darf man sich außerdem freuen. Der gesamte Film CHANTAL IM MÄRCHENLAND war bis Redaktionsschluß nicht zu sehen, erste längere Tradeshow-Ausschnitte waren aber vielversprechend und brüllkomisch im Duktus der FACK JU GÖHTE-Filme gehalten. Kann eigentlich nix schiefgehen ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.