Originaltitel: 12 ANGRY MEN

USA 1957, 96 min
Label: Filmconfect

Genre: Drama

Darsteller: Henry Fonda, Martin Balsam, Lee J. Cobb

Regie: Sydney Lumet

Die 12 Geschworenen

Sydney Lumet gehörte zu den gefeierten Regisseuren Hollywoods, obwohl sich seine Filme dem allgemeinen Geschmack oft entzogen, sein Thema war nicht das romantische Aufheiterungskino der 50er und 60er Jahre, er hatte es mit der Gerechtigkeit, die sich als roter Faden durch sein Werk zieht. Dieser in kontrastreichen Schwarzweißbildern und knatterfreiem Ton gemasterte Film, Lumets erste Kinoregie, ist ein Paradebeispiel für dessen gesamtes Œuvre.

Ein lustloser Richter entläßt die Geschworenen, um sie über die Todesstrafe eines 18jährigen Vatermörders entscheiden zu lassen, das Urteil der Jury steht schnell fest: schuldig, 11:1! Henry Fonda spielt den Abweichler mit der an ihm geschätzten Nachbarsjungen-Grandezza, er wehrt sich gegen zu schnelles Verurteilen, Pauschalisierungen, er will die Umstände der Tat beleuchten. Was zu einem spannenden, sich auf engstem Raum entfaltenden Kammerspiel der menschlichen Abgründe führt und zudem Gedankenspiele über das amerikanische Justizsystem zuläßt. Lumets Film ist ein Appell ans Denken und Hinterfragen, eine Verfechtung des berechtigten Zweifels. Mit einfachsten Mitteln, mit dezent gesetzter Musik erzählt er vom heißesten Tag des Jahres, an dem mancher der Geschworenen aus Eigennutz salopp für den Tod eines jungen Menschen votiert.

[ Michel Eckhardt ]