Label: Pierrot Le Fou

Genre: Drama

Regie: Jean-Luc Godard

Jean-Luc Godard

Godard, das Wunderkind der Nouvelle Vague, zu mögen, ist nicht immer leicht. Ihn zu verstehen auch nicht. In seinen ersten Filmen bestach er noch durch einen veristischen Stil und unterkühlten Ton, während er später, so ab Mitte der 60er Jahre vornehmlich schwerzugängliche, collagenartige, verwirrend verschachtelte Filme drehte. Dazu gehören auch zwei dieser nun vorliegenden 3-Filme-Edition.

DIE GESCHICHTE DER NANA S. (VIVRE SA VIE) ist darunter noch der verständlichste Film. Schon der Prolog, bei dem die Figuren minutenlang in kaum wechselnden Einstellungen von hinten gefilmt werden, besticht. Erzählt wird die Chronik eines Niedergangs. Nana muß anschaffen gehen, damit sie die Miete zahlen kann. Ihr macht dies nicht so viel aus, sie meint, daß Prostitution "très commode" sei. Behaglich ist es nicht mehr, als Nana von ihrem Zuhälter weiterverkauft werden soll ... Schon hier zeigt sich die Godardsche Spezialität, alle Umweltgeräusche plötzlich auszublenden und unvermittelt wieder einzublenden. Anna Karina spielt diese Jeanne d’Arc des Rinnsteins mit großen Augen und einer schlecht kaschierenden Vulnerabilité.

In MASKULIN FEMININ ( MASCULIN - FÉMININ) geht es um sich langweilende Zwanzigjährige, die sich in Protestposen gefallen, Messer in den Bauch rammen und beschließen, auf die Frage, wie es denn so geht, bis 10 Uhr morgens immer mit "schlecht" zu antworten. Das Parolenartige, was einer Kritik an den USA und ihrem Krieg gegen Vietnam die Glaubwürdigkeit nimmt, nervt über Strecken, und nur das so unvergleichbar erschrockene Gesicht Jean-Pierre Léauds macht noch keinen Film.

Godards Kritik an der Amoral des Kapitalismus und seine mitunter kruden Vorstellungen von Revolte und Sozialismus prägen auch

2 ODER 3 DINGE, DIE ICH VON IHR WEISS (DEUX OU TROIS CHOSES, QUE JE SAIS D’ELLE). Auch hier überstrapaziert das ständige Rumphilosophieren den Betrachter, da sich die Hauptfigur, eine von der wunderbaren Marina Vlady gespielte Mutter und Hure, permanent nur um sich zirkelt. Eine Frau, die Angst hat, aber nicht weiß wovor, die vermißt, aber nicht weiß was, die weint, aber nicht weiß warum. Ermüdend ist auch dieses ständige In-die-Kamera-Sprechen, filmisch ist das eigentlich auch kaum. Da verwundert es nicht, wenn Godard seinen noch verständlichsten und dadurch publikums-trächtigsten Film AUSSER ATEM selbst später im Rückblick als faschistisch bezeichnete.

Je reste curieux, mais une amitié profonde, cher Jean-Luc, n’est plus possible. Pardon ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.