USA 1979-1986, 298 min
Label: Pierrot Le Fou

Genre: Dokumentation, Experimentalfilm

Regie: Louis Malle

Louis Malle USA

Der zu früh verstorbene Louis Malle war ein Unruhegeist, einer, der an sich selbst zweifelte, am ewig gleichen Rhythmus des Filmemachens, weshalb ihn tiefe Schaffenskrisen immer wieder weg von Frankreich trieben, Ende der 60er nach Indien, in den 70ern dann nach Amerika. Dort drehte er die wunderbaren, atmosphärisch dicht erzählten Filme PRETTY BABY und ATLANTIC CITY, die in dieser Box sicherlich aus lizenzrechtlichen Gründen nicht sind, obwohl sie beim Titel der Edition unverzichtbar gewesen wären. Aber es geht nicht um den lückenlosen Backkatalog, der Titel bezieht sich eher auf Malles Blick auf ein Land, das zu seiner zweiten beruflichen und privaten Heimat wurde. Ein Land, das er irritierend und widersprüchlich fand, wofür er es auch liebte. Das zeigen gleich zwei Dokumentarfilme sehr eindrücklich.

In GOTTES EIGENES LAND stellt sich Louis Malle Ende der 70er an die Seite einfacher Menschen im Kaff Glencoe, Minnesota. Er schaut ihnen bei der Saat und Ernte zu, porträtiert liebevoll einen kauzigen Junggesellen, der sich als Besamer verdingt und von der großen Liebe träumt, er blickt beim Bingo über die Schulter, schenkt den Erinnerungen ausgedienter Vietnamsoldaten Gehör und stellt fest, daß Rasenmähen eine uramerikanische Passion ist. Die Stimmung im Land ist gut, die Erträge sind enorm. Als Louis Malle sechs Jahre später die zum Teil zu Freunden gewordenen Menschen aufsucht, ist alles anders – No Future-Stimmung, der Milchpreis ist im Keller, die Ernte schlecht, tiefste Reagan-Depression und Antisemitismus greifen um sich. Und der junge Besamer hat mittlerweile 50000 Kühe bedient, mit der Liebe hat es noch immer nicht geklappt ...

In ... UND DAS STREBEN NACH GLÜCK heftet sich Malle Immigranten an die Fersen und zeigt ausschließlich Erfolgsgeschichten. Das mag bisweilen etwas einseitig scheinen, dafür zeigt er dann Konflikte zwischen Schwarzen und Vietnamesen auf, da geht es um mehr als „Futterneid“, auch da blitzt der nach wie vor bestehende Rassismus deutlich auf. Malle hingegen schätzt die motivierten, erfolgsorientierten Glückssucher aus Rußland, Rumänien und Asien, und die Liebe Malles zu diesem jungen Land steckt irgendwie an und läßt auch eigene Gefühle überdenken, die ziemlich indifferent durch das Geholze von Bush und Rumsfeld keimten.

Der dritte und einzige Spielfilm ist MEIN ESSEN MIT ANDRÉ. Zuerst denkt man, daß da jemand auf eine spätere Grundkonstellation von Woody Allen vorausgreift (Menschen im Gespräch beim Speisen im Restaurant), dann aber erweist sich der Film als extrem theaterhaft, filmisch wahrlich nur im marginalen Sinn. Geistreiches blitzt auf, unterhaltsam über knapp zwei Stunden zu sein, das klappt dann aber doch nicht.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.