450 min
Label: Pierrot Le Fou

Genre: Drama

Regie: Luis Buñuel

Mexico

Unter diesem knappen Titel werden fünf Filme aus dem Îeuvre des eigenwilligsten Regisseurs des vergangenen Jahrhunderts veröffentlicht. Fünf Filme können nur ein Auszug einer Schaffensperiode sein: über fünfzehn Jahre lebte Buñuel im mexikanischen Exil, fast zwanzig Filme drehte er in der Zeit. Filme, die sich stark vom Frühwerk und den späteren (und erfolgreichsten) Filmen des Künstlers unterschieden. Fünf Filme nun, die auch interessant sind, weil sich Buñuel arrangieren mußte, ohne seine künstlerische Ambition zu verraten: Mexiko war ein sittenstrenges Land, ein Provokateur wie er mußte sich an der Zensur "vorbeifilmen", mit wenig Geld zudem, aber diese Schule tat dem Geschichtenerzähler in ihm gut. Buñuel konnte sich ausprobieren, in oft semidokumentarisch wirkenden Unterhaltungsfilmen, die gern auch einen sozialkritischen Aspekt vorwiesen.

Kein reiner Unterhaltungsfilm indes ist LOS OLVIDADOS (DIE VERGESSENEN, 1950), ein faszinierender, an De Sicas FAHRRADDIEBE erinnerndes Werk über die Ausgestoßenen, die Zahn- und Beinlosen, die Bettelarmen in der zum Moloch wachsenden Mexiko-Stadt. Kinder, auch grausame Kinder, stehen im Mittelpunkt, es geht um fehlende Mutterliebe, das stetige Zerrinnen kleiner Chancen. Ein nahegehender und - wie es anfangs gleich mitgeteilt wird - beileibe kein optimistischer Film. Das Thema Kinderarmut ist aktueller denn je, und so schloß Buñuel mit einem nicht sehr erhellenden Fazit: "Das Gute geht, das Schlechte bleibt." Aus gänzlich anderem Holz ist SUSANA - CARNE Y DEMONIO (SUSANNA - TOCHTER DES LASTERS, 1951). Er handelt von einer aus dem Frauengefängnis entflohenen Verführerin, die eine rechtschaffende Familie beinnahe zerstört. Eine frühe Form der Telenovela, wenn man so will, mit stimmungsvollen Gewittern, aufgerissenen Augen und gerade zum Schluß einem ordentlichen Schuß augenzwinkernden Kitschs.

1953 wagte sich Buñuel an eine Verfilmung von Emily Brontës Melodram "Sturmhöhe". ABISMOS DE PASIÓN (ABGRÜNDE DER LEIDENSCHAFT) wurde ein dichtes, aufwühlendes und faszinierendes Wechselspiel aus Unterwerfung, Hingabe und herzblutigem Liebeswahn. Ein echtes Psychodrama drehte Buñuel mit ÉL (ER, 1952): ein cholerischer, eifersüchtiger Mann liebt seine Frau für ihre Anmut und Resignation, die schöne Gloria wehrt sich aber bald gegen den Despoten. Im Thrillerfach blieb Buñuel auch mit ENSAYO DE UN CRIMEN (DAS VERBRECHERISCHE LEBEN DES ARCHIBALDO DE LA CRUZ, 1955) wo er - nicht ohne Komik - von einem verhinderten Frauenmörder erzählt. Hier flammt in einigen Sequenzen Buñuels Leidenschaft für surreale Spielelemente auf.

Ein interessanter Blick also in das Werk eines besonderen Filmemachers, wenn auch sein künstlerischer Zenit erst nach dem Verlassen Mexikos in den französischen Filmen der 60er und 70er auszumachen ist.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.