Originaltitel: SPA NIGHT

USA 2016, 92 min
Label: Pro Fun

Genre: Drama, Schwul-Lesbisch, Erwachsenwerden

Darsteller: Joe Soe, Haerry Kim

Regie: Andrew Ahn

Spa Night

Klar, man muß das so verkaufen – als schwüles, erotisch aufgeladenes Erwachen eines jungen Mannes in der Sub Los Angeles’. Da paßt auch das angepappte Zeitschriftenzitat: „Steamy!“ Dabei ist der Film eben genau das nicht, es geht allenfalls nebenher um ein schwules Coming Out des Koreaners David, der mit seinen Eltern in einfachen Verhältnissen in den USA aufwächst. Doch ehrlich von einer Krise, familiär wie wirtschaftlich, zu erzählen, ist eben nicht sexy genug, als daß sich da viele Käufer finden lassen. Dabei liegt der Reiz des Films eben genau darin: Einblick in eine Familie zu erhalten, die in der Fremde immer fremd geblieben ist, die Sicht auf einen jungen Mann, der den Schatten nicht entkommt und durch seine Aufrichtigkeit auch nicht entkommen mag. Er empfindet schon Stolz, er hat seinen Eltern gern im Restaurant bis zur Zwangsschließung geholfen, mit seiner schwulen Sexualität jedoch hadert er. Auch noch, als er in einer Sauna zu arbeiten beginnt.

Andrew Ahn erzählt angenehm langsam und leise, das paßt zur introvertierten Hauptfigur, über Blicke, Fast-Berührungen, Lust und Ängste, die eben alles andere als „Steamy!“ sind. Über das Motiv des auch erotischen Begehrens, der Sehnsüchte entflicht er eine Geschichte, die von Scham erzählt, wenn einer es nicht „geschafft“ hat. Das macht SPA NIGHT zum gesellschaftlich relevanten Film, der wie beiläufig von einem heutzutage selten gewordenen Phänomen erzählt: Solidarität in der Familie.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.